D 2007, 108 min
Verleih: Constantin

Genre: Teenie, Erwachsenwerden

Darsteller: Michelle von Treuberg, Paula Riemann, Jette Hering, Veronica Ferres, Oliver Stockowski, Jessica Schwarz, Thomas Kretschmann

Regie: Vivian Naefe

Kinostart: 05.04.07

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Die wilden Hühner und die Liebe

Wenn die ersten Federn fliegen

Kürzlich noch hatten die wilden Hühner allerhand damit zu tun, die konkurrierende Bande der Pygmäen im Zaum zu halten und die Welt der Erwachsenen zu verstehen. Inzwischen sind Sprotte, Frieda, Melanie, Wilma und Trude älter geworden, die Lust auf Schabernack ist ihnen fast vergangen, und ein mächtiges Problem schiebt sich in den Vordergrund - die Sache mit der Liebe. Fast wie im "Sommernachtstraum", den sie mit ihrer Lehrerin Frau Rose einstudieren, plagen sich die wilden Hühner mit emotionalen Irrungen und Wirrungen.

Melanie kommt nicht darüber weg, daß Willi jetzt mit einer zwei Jahre Älteren geht, Frieda hat sich auf eine komplizierte Fernbeziehung eingelassen, und Trude schmachtet ob der dunklen Augen eines Nachbarklässlers. Bei Sprotte und Fred scheint alles in beneidenswerter Ordnung, wäre da nicht das häßliche Gefühl der Eifersucht, von dem das Oberhuhn heimlich befallen ist. Als wäre das nicht Sorge genug, will Sprottes Mutter Sybille ausgerechnet den Klugscheißer Thorben heiraten und wie um noch eins draufzusetzen, taucht nach 12 Jahren Abwesenheit plötzlich ihr Vater Christian auf. Aber in Sachen Komplikationen läuft Wilma den Freundinnen eindeutig den Rang ab, was letztlich dazu führt, daß der Zusammenhalt der Hühnerclique bröckelt.

Wie schon im ersten Teil vertraut Regisseurin Vivian Naefe bei der filmischen Umsetzung ganz den lebendigen Dialogen der literarischen Vorlage von Cornelia Funke und tut gut daran. Wo Gespräche und Gedanken der noch kindlichen Protagonisten damals zuweilen etwas brav wirkten, zeichnen sie in ihrer scheinbaren Unstimmigkeit diesmal eine Ahnung vom schwierigen Alter der Pubertät. Über einige wenig plausible oder oberflächliche Szenen (so wenn eine Party überraschend zum Schauplatz von Fremdenfeindlichkeit wird, ohne daß diese als Thema benannt, geschweige denn darauf eingegangen wird), hilft die sichtliche Spielfreude der Darsteller mit Leichtigkeit hinweg.

Die jugendlichen Profis vermitteln dabei ganz den Eindruck, in einer ihnen wohl vertrauten Lebenswelt zu agieren. Mithin dürften die wilden Hühner auch diesmal ihr junges Publikum prächtig unterhalten.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.