Originaltitel: DOWNTON ABBEY: THE GRAND FINALE

GB/USA 2025, 125 min
FSK 6
Verleih: Universal

Genre: Drama, Historie, Familiensaga

Darsteller: Michelle Dockery, Hugh Bonneville, Penelope Wilton, Joanne Froggatt, Elizabeth McGovern, Jim Carter, Joely Richardson, Paul Giamatti, Dominic West

Regie: Simon Curtis

Kinostart: 18.09.25

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Downton Abbey: Das große Finale

Oben und unten verabschieden sich – ein leiser Festakt

Als Maggie Smith alias Violet Crawley in DOWNTON ABBEY II: EINE NEUE ÄRA verstarb, nahm dies ihren (sich am 27. September zum ersten Mal jährenden) realen Tod vorweg und schockte die Fans. Mancher Co-Star hatte beim Dreh der Szene gleichfalls zu kämpfen: Michelle Dockery fand es herausfordernd, ihre Tränen bis zum inszenatorisch erlaubten Weinen zurückzuhalten, und Hugh Bonneville meinte, Schauspiel sei da gar nicht nötig gewesen. Wie sehr Smith fehlt, spiegelt hier mindestens ein wunderbarer Moment, ein Augenblick der Wahrheit, ein freundschaftliches Vermissen – die von Penelope Wilton gemimte Isobel spricht eine Würdigung der „unersetzbaren“ Violet aus, dabei huscht etwas über Wiltons Gesicht, das nicht zur Rollenfassade gehört … Kann das so benannte große Finale ohne Smith funktionieren?

Ganz klar: ja. Allerdings kaum rauschend und aufgerüscht, der pompöse Titel-Nachklapp läuft eher leer, zum Glück. Es bleibt überschaubar, fast intim, wenn Robert sein Gut an Tochter Mary abgibt, sich mit Gattin Cora, deren Bruder Schulden anhäufte, eine schlichte Londoner Wohnung sucht. Problematisch indes der ungewohnte Lärm anderer Familien, man fühlt sich regelrecht durch Fremde umzingelt! Mary gerät parallel aufgrund jetzt rechtskräftiger Scheidung unter die gesellschaftlichen Räder, wird glatt eines Empfangs verwiesen (wobei Darsteller-Neuzugang Joely Richardson einfach nicht genug Noblesse zeigt, um ins Universum zu passen). Sie nimmt’s recht locker: „Hier will keiner dinieren wegen mir, aber wir haben Amis im Haus!“ Auch bar Violets legendärer Spitzzüngigkeit übertönt kein raschelndes Kostüm das kluge, geschliffene Klingen des Skripts.

Dessen Wärme häufiger denn je Wände zwischen der Zwei-Klassen-Gesellschaft und innerhalb der beiden Welten durchbricht. Emotional pulst, weil Butler Carson und Köchin Patmore den Hut bzw. die Haube nehmen, wobei sie relativ undramatisch losläßt und an Daisy übergibt, während er weiter überall das Zepter schwingen will. Ein weit gefaßter Abschied auf Raten, in kleinen Schritten, stets fern lauter Ausfälle, selbst Drohungen werden distinguiert, betont unaufgeregt geäußert. Auf Augenhöhe geeichtes Gleichgewicht plus stilvoll-besonnene Ruhe, drumherum schön detailverliebte visuelle Werte – ein Rezept, das letztlich irgendwie märchenhaft Angehauchtes hervorbringt, vermutlich eins der Erfolgsgeheimnisse. Trotzdem trug’s im zeitlichen Kontext immer progressive Züge, setzt nicht umsonst nun eine dezente narrative Klammer: Homosexualität verursacht zu Beginn der hiesigen Handlung noch nervöses Räuspern, am Ende ist sie – wortwörtlich – salonfähig. Jede Wette, daß die zum melancholischen Schluß erneut berührend geehrte Smith es gutgeheißen hätte.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...

Downton Abbey: Das große Finale ab heute im Kino in Leipzig