Originaltitel: FRANZ K.
Tschechien/D/Polen 2025, 127 min
Verleih: X Verleih
Genre: Biographie, Drama
Darsteller: Idan Weiss, Peter Kurth, Katharina Stark, Carol Schuler, Sebastian Schwarz
Regie: Agnieszka Holland
Kinostart: 23.10.25
Als hätte der früh Verstorbene noch heute auf imaginäre Weise seine Hände im Spiel, fordert Franz Kafka die künstlerischen Ambitionen der filmenden Gilde im Umgang mit seiner Biographie heraus. Soderberghs KAFKA legte 1991 gehörig vor, zuletzt entzückte der Österreicher David Schalko mit einer Miniserie, während fast parallel die Reduktion, Klarheit und Zurückhaltung von DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS unter Judith Kaufmann und Georg Maas zu überzeugen wußten.
Agnieszka Hollands FRANZ K. wirkt jetzt wie ein Resümee aus allen, vor allem aber bringt das Werk einen nächsten wirklich starken Darsteller für die gewiß nicht leichte Adaption eines so intensiv besehenen irdischen Wesens. Wer Kafka sagt und Jeremy Irons, Joel Basman, Sabin Tambrea meint, kommt an Idan Weiss partout nicht mehr vorbei. Starkes Hauptrollendebüt!
Noch pfeift Hermann K. bestens gelaunt, als er seinem kleinen Sohn die Haare schneidet. Für den erwachsenen Franz aber wird Kafka Senior zur Reizfigur, zum verdienten Empfänger jenes prominenten Briefs, den Vater nie las. Neben ihm bekommen diesmal auch Franz’ Schwester Ottla und Gefährtin Felice Bauer mehr Raum, um essentielle Charakterzüge des akribischen Versicherungssekretärs, passionierten Schwimmers, mit sich und den Umständen ringenden Autors zu markieren. Hier ist Holland wenig überraschend. Auch sie läßt Franz finster blicken, wenn er sagt: „Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich bin.“ Läßt ihn also nach innen denken, nach außen grübeln und die Freuden des Daseins eher erringen denn genießen. Ob das wenig dezente Stilmittel des In-die-Kamera-Sprechens dabei noch funktioniert, wird sich im Kinosaal erst zeigen müssen.
Worin sich dieser Kafka-Film aber prägnant von Vorgängern unterscheidet, ist sein feiner Sprachmix aus Deutsch und Tschechisch sowie das offensive Verlinken der Handlung hin zum Kafka-Kult ins Heute. Da sind wirklich einige elegante Blenden und Schnitte zu sehen, wenngleich japanische Touristengruppen in Prag freilich nicht zu den originellsten gehören. Sie sind einfach nur da. Wie überall.
[ Andreas Körner ]