Originaltitel: SUBMERGENCE

USA 2017, 112 min
FSK 12
Verleih: Warner

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: James McAvoy, Alicia Vikander, Reda Kateb

Regie: Wim Wenders

Kinostart: 02.08.18

1 Bewertung

Grenzenlos

Neues von Sankt Wim

Eben noch ließ Wim Wenders den Papst sprechen. Den Heiligen Vater dabei so vor der Kamera drapierend, als solle der dank des forcierten Auge-in-Auge mit dem geneigten Publikum selbiges hypnotisieren. Nein, wir sprechen hier jetzt mal nicht von der eventuell naheliegenden Assoziation „Schlange und Kaninchen“, die sich bei dieser „Oberhirte vor Kinogemeinde“ eventuell in diesem und jenem von ketzerischer Skepsis angefressenen Gemüt einstellen mag. Wir sprechen von Wim Wenders, dem Heiligen Wim des Kinos, der einst, in früheren Jahren, nicht nur schöne Filme drehte, sondern auch schön von der Heilkraft der Bilder und des Kinos erzählen konnte.

Nur liegt jetzt genau dort der Hase im Pfeffer oder das Kaninchen tot im Klee: Einst erzählte Wenders, heute predigt er zunehmend. Und wie das aussieht, zeigt jetzt auch GRENZENLOS, die Adaption eines Romans von J.M. Ledgard, der seinerseits gern mit dem bedrückenden Wort „sprachgewaltig“ gelobt wird.

Inwiefern dieses nun tatsächlich zutrifft, ist jetzt nebensächlich. Die Geschichte von der unglücklichen Liebe zwischen der Meeresforscherin Danielle und dem mit einer Schein-existenz als Wasseringenieur ausgestatteten MI5-Agenten James offenbart zumindest in der Plot-Konstellation kaum mehr als einen Rosamunde-Pilcher-Verschnitt für nachdenkliche Bildungsbürger. Freilich ein Verschnitt mit Träne im Knopfloch. Denn nachdem der unverschämt attraktive Geheimagent und die unverschämt attraktive Wissenschaftlerin sich in einem unverschämt luxuriösen Hotel an der unverschämt malerischen schottischen Küste ineinander verknallt haben, kommt dem Happy End der große Knalleffekt des Dramatischen dazwischen: James gerät bei einer Mission in Somalia in die Hände von Jihadisten. Womit der Kontakt zu Danielle abbricht, ohne daß die weiß, warum. Was für einigen Herzschmerz sorgt – und das kurz vor einer bahnbrechenden Tiefseeexpedition.

Die Szenen im Hotel sind fotografiert wie Whiskeywerbung in Lifestyle-Magazinen. Die Montage der parallelen Handlungsstränge Somalia versus Forscherschiff ist so geartet, daß die Geschehnisse hier ständig die Geschehnisse dort verwässern oder austrocknen. Und der Film insgesamt erzählt einem vor allem, was er eigentlich gern erzählen möchte, ohne aber jemals wirklich mit dem Erzählen zu beginnen. Dafür hat er natürlich eine Botschaft. Wie jede Predigt.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.