D 2010, 90 min
FSK 0
Verleih: Universal

Genre: Kinderfilm, Literaturverfilmung

Darsteller: Sophia und Jana Münster, Hannelore Elsner, Heino Ferch, Suzanne von Borsody, Katharina Thalbach

Regie: Christine Hartmann

Kinostart: 17.06.10

Noch keine Bewertung

Hanni & Nanni

Eine Marke macht noch keinen Film

Was haben DAS DSCHUNGELBUCH, RONJA, RÄUBERTOCHTER oder MOMO gemeinsam? Es sind Filme, die kleine und große Leute berühren, sie in eine andere Welt entführen und dabei auch etwas über die eigene Welt im Hier und Jetzt erzählen. Die Kinoadaption von Enid Blytons „Hanni & Nanni“ tut all das nicht.

Zweifellos sind Blytons rührselige Erzählungen um die Zwillingsmädchen im Landinternat Lindenhof ein großer kommerzieller Erfolg, die Buchauflage geht in den zweistelligen Millionenbereich. „Warum wurde diese Megamarke bisher noch nicht verfilmt?“, fragen sich daher die Produzenten Florin und Lempert im Presseheft. Also wurde die aus den 40er Jahren stammende Vorlage mit allerlei modischen Gimmicks aufgepeppt, um sie an den vermeintlichen Geschmack der präpubertären weiblichen Zielgruppe optimal anzupassen. Nur haben diese Maßnahmen nicht zu einem guten Film geführt.

Schon die Vielschreiberin Blyton verkaufte ihren Leserinnen ein Stück heile Kinderwelt, und der Film gibt vor, dieses Versprechen einzulösen. Gegen ein bißchen Weltflucht ab und zu ist sicher nichts einzuwenden, aber bitte nicht so uninspiriert und poesielos wie hier. Die Charaktere sind eindimensional und holzschnittartig gezeichnet, entsprechend vorhersehbar agieren sie. Probleme werden, kaum aufgetaucht, auch schon im Handumdrehen gelöst. Die penetrant auf süß getrimmten Zwillinge retten quasi nebenbei ein Pferd, ein Hockey-Team sowie ihr zunächst ungeliebtes Internat Lindenhof. Darüber wird eine poppige Soundtrack-Soße geschmiert, und wenn Regisseurin Christine Hartmann nichts mehr einfällt, werden in öder Fernsehserienmanier locker aneinander gereihte Szenen mit Musik unterlegt. Dazu bekommen die Zuschauer Plattheiten à la „Man verrät niemals seine Teamkameraden!“ als Lebensweisheiten serviert.

Den Film retten weder Hannelore Elsner als Schuldirektorin im Frida-Kahlo-Look und mit Dumbledore-Attitüde noch Katharina Thalbach als überdrehte Musiklehrerin. HANNI & NANNI unterschätzt in seiner überkalkulierten Anbiederei die Intelligenz seines jungen Publikums, das auf dieses rosarote Entertainmentprodukt kaum hereinfallen dürfte.

[ Dörthe Gromes ]