Originaltitel: HEREDITARY

USA 2018, 127 min
FSK 16
Verleih: Splendid

Genre: Horror, Thriller

Darsteller: Toni Collette, Alex Wolff, Gabriel Byrne, Milly Shapiro, Ann Dowd

Regie: Ari Aster

Kinostart: 14.06.18

4 Bewertungen

Hereditary

Welkt schnell dahin, der Vorschußlorbeer ...

Was geht denn da in der Welt ab? Jene Frage, die man sich seit einiger Zeit ja regelmäßig stellt, bezieht sich hier auf ausländische Kritiker und ihre HEREDITARY betreffende Rezeption. Da wird in Jubel ausgebrochen, vom Horrorhighlight der letzten 50 Jahre geschrieben, Toni Collette die beste Leistung Ever, Ever, Ever bescheinigt; „Time Out“ sah gar den EXORZISTEN einer neuen Generation. So. Jetzt mal ganz ruhig und alles auf Anfang, der ist nämlich echt gelungen.

Eine nüchterne Texttafel informiert über das Ableben Ellen Grahams sowie die trauernden Hinterbliebenen (Tochter Annie nebst Mann Steve, Sohn Peter und Tochter Charlie), bevor eine schlicht geniale Kamerafahrt Großes erwarten läßt. Allerdings zu früh gefreut, das optische Pulver entpuppt sich damit als verschossen, was keine schlechten Bilder, aber gängigen Standard meint. Zumindest mindern bei entsprechender Empfänglichkeit akustische Gemeinheiten die Enttäuschung, garantiert permanentes unterschwelliges Dröhnen stete Bedrohung und Anspannung. Ein Versprechen, dessen Einlösung fortan im familiären Schrecken liegt. Primär Charlie trägt massive Schatten auf der Seele, schneidet toten Vögeln den Kopf zwecks Aufbewahrung ab und formuliert Ängste: Wer soll für sie sorgen, wenn die Mutter stirbt?

Tatsächlich folgt ein weiterer Todesfall, eine schreckliche Tragödie, deren zersetzende Macht zu vermitteln Spielfilmdebütant Ari Aster klugerweise den Darstellern überläßt – versteinerte Gesichter und trübe Augen im Gegensatz zu unerträglichem, notwendigerweise herausgebrülltem Schmerz. Dumm hingegen der letztlich doch reingeschnittene Schwenk auf das schockierende Ergebnis eines das Miteinander komplett zerstörenden Unfalls. Und von nun an geht’s bergab, erst fast unbemerkt schleichend, dann unaufhaltsam schneller. Weil Aster seinen Ansatz verrät, das Wissen darum, daß wahres Grauen immer den Menschen im Blick behält, zunächst nur noch ziemlich mühsam behauptet und schließlich vollkommen fahren läßt, Üblichkeiten entgegen. Zwar fehlen das Trommelfell raushauende Jump Scares zum Glück nahezu vollständig, dafür gibt’s andere Konventionen: hinter Figuren rumflitzende Erscheinungen, enthauptete Leichen, übernatürliches Gedöns, mystische Zeichen. Vorboten einer Pointe, welche selbst inklusive Berücksichtigung des Genre-Rahmens eine gewisse Absurdität kaum verleugnen kann.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...