Originaltitel: YOUTH WITHOUT YOUTH

USA/D/I/F/Rumänien 2007, 125 min
Verleih: Sony

Genre: Drama

Darsteller: Tim Roth, Alexandra Maria Lara, Bruno Ganz, André Hennicke, Marcel Iures

Stab:
Regie: Francis Ford Coppola
Drehbuch: Francis Ford Coppola
Produktion: Francis Ford Coppola

Kinostart: 10.07.08

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Jugend ohne Jugend

"Eine Tapisserie der Illusion"

Wird ein Mensch wortwörtlich vom Blitz getroffen, bringt das normalerweise den Tod. Für Dominic, einen alten Professor mit Selbstmordabsichten, bedeutet eben dieses Ereignis aber ein neues Leben – plötzlich ist er wieder jung und intelligenter als zuvor, was seine Studien in Sachen Ursprünge der menschlichen Sprache fördert. Allerdings werden auch einige Nazi-Wissenschaftler auf den scheinbar unsterblichen Gelehrten aufmerksam, welcher darum ins Exil flüchtet.

Verwirrend? Es kommt noch besser: Plötzlich taucht zu Hilfszwecken ein sozusagen mentaler Doppelgänger auf, während der "echte" Dominic auf Veronica trifft, ein Double seiner Ex-Geliebten, deren Verlust er nie verkraften konnte. Ein weiteres Gewitter nebst vermutlichem zweiten positiv belegten Blitzschlag – welcher Veronica trifft – später spricht die junge Frau unvermittelt Indisch, zudem nennt sie sich nun Rupini. Und der Film hat gerade mal seine halbe Laufzeit erreicht!

JUGEND OHNE JUGEND stellt nicht nur Francis Ford Coppolas Rückkehr zum Kino, sondern, gemessen an der Funktionsvielfalt als Regisseur, Autor und Produzent, ebenfalls sein persönliches Herzensprojekt dar. Schön ist, daß Coppola es mit Unterstützung von gleich fünf Ländern verwirklichen konnte. Allerdings bleibt das Gefühl, hier eine jahrelang schwelende und über diese Zeit stetig mehr ausufernde Kopfgeburt zu sichten. Oder sollte man es eher Altersweisheit nennen, daß allerlei Zeitsprünge und Unmengen Dialog kaum etwas erklären, sondern immer mehr anreißen, weitere Fragen aufwerfen?

Coppola malt letztlich ein Stilleben, welches seinen irritierend ruhigen Handlungsfluß in ansprechende Bilder kleidet, aber trotzdem auf Distanz zum Zuschauer geht, den Zugang verweigert, in jeder seiner 125 Minuten dazu auffordert, die übergroße Interpretationsfläche mit eigenen Emotionen und Deutungen zu füllen. Der Meister sagt selbst: "Am meisten fesselt mich das Bewußtsein, weil die Zeit eine Erfindung des Bewußtseins ist. Darum geht es in dieser Geschichte. Mein Film ist eine Tapisserie der Illusion." Eine anstrengende, wohlgemerkt. Wer jedoch die Bereitschaft aufbringt, all das zu entschlüsseln, wird reich belohnt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...