Originaltitel: LINO: UMA AVENTURA DE SETE VIDAS

Brasilien 2017, 93 min
FSK 0
Verleih: Little Dream

Genre: Computeranimation, Abenteuer, Kinderfilm

Stab:
Regie: Rafael Ribas
Stimmen: Fabian Heinrich, Ricardo Richter

Kinostart: 17.10.19

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Lino

*schnurr*

Wer im Erwachsenenstadium je mitten in eine Kinderparty geschubst wurde, kann Linos Wunsch nach Ruhe und Glück absolut verstehen. Sechs lange, akustisch schrille und nicht zuletzt ziemlich schmerzhafte Jahre arbeitet der arme Tropf als Animateur, unterhält aggressives Kleinvolk, in einer Katzenverkleidung steckend, die … sagen wir mal, man sieht sofort, daß Lino sie selbst gebastelt hat. Monstermiezalarm! Deprimierender Nebeneffekt: Frauen wahren lieber Sicherheitsabstand.

Ein Besuch bei Magier Don Leon möchte Abhilfe schaffen, der Stümper verschlimmert’s aber, konkret verschmilzt Lino mit seinem Kostüm. Nachdem zusätzlich eine Waise buchstäblich vom Himmel fiel und fortan als entführt gilt, gerät der „kriminelle Fetischist“ aufs Polizeiradar. Pikant: Einsatzleiterin Janine ist seit Ewigkeit Linos Schwarm.

Es dauert knapp über fünf Minuten, dann ertönt der erste Song – und wo dessen Disney-Kollegen regelmäßig Ohrensausen und anschließend -bluten garantieren, zaubert jenes Liedchen ohne Umschweife ein Grinsen ins Gesicht. Muß am Titel liegen: „Alle auf den Kater!“ Kurze Zeit später kommt man kaum umhin, unterm Oberteil der schreckschraubigen Vermieterin BH-ungebändigt baumelnde Brüste zu entdecken. Und schon trägt solche Detailfreude uns bedingungslos erwiderte Freundschaft an, meidet weitgehend Kitsch und Gesülz, benötigt zudem nur wenige – verzeihbare – Furzwitze, um gleichermaßen beim jüngsten Publikum zu punkten.

Ob nun gerade eine Schokoeiswaffel den süßen Unterschied zwischen Inhaftierung und erfolgreich absolvierter Flucht ausmacht, eine animierte Einlage mitten im Animationsfilm ungeahnte kreative Brillanz demonstriert, oder Dialoge Pingpong spielen: Temporeich geht’s zu, temperamentvoll, farbenfroh, unerschrocken gut gelaunt, da schlägt das Herkunftsland Brasilien deutlich durch. Dagegen fallen inhaltliche Raffinesse und emotionale Eindringlichkeit vorm niedlichen Ende zwar ab, gestalten sich eher zurückhaltend. Doch jammert dieser Einwand auf hohem (audiovisuellen) Niveau, sogar die an TV-Sternchen gereichte Synchronisation stimmt, lediglich GNTM-Fünfte Taynara Joy sollte zukünftig bitte weiter modeln. Stumm.

Spürbare Hingabe formt LINO zum großen Spaß, welcher immer wieder auch wegen universell funktionierender Gags gefällt – alle Altersgruppen amüsieren sich köstlich, wenn hier zwei Deppen schlafende Hunde wecken …

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...