Originaltitel: LOVE HAPPENS

USA/Kanada 2009, 109 min
FSK 6
Verleih: Tobis

Genre: Romantik, Drama

Darsteller: Jennifer Aniston, Aaron Eckart, Dan Fogler, John Carroll Lynch

Regie: Brandon Camp

Kinostart: 12.11.09

Noch keine Bewertung

Love Happens

Kinn, Spitzmaus und ein wirklicher Schauspieler

So läßt es sich auch erzählen: Maskulines Kinn trifft auf sonnenstudiobraunes Spitzmausgesicht. Sie verlieben sich, überwinden ein paar Probleme (das Kinn ist Witwer), aber schließlich küßt irgendwann die Spitzmaus das maskuline Kinn doch züchtig auf den Mund, und dann sind auch bald diese 109 Kinominuten verstrichen.

Die sollten romantisch und witzig und auch tränenrührig sein. Zugeschnitten auf ein vor allem weibliches Publikum, das sich mal wieder so richtig in ungehemmter Rührung ergehen möchte. Dagegen nun ist absolut nichts einzuwenden. Nur gegen die Art und Weise, wie LOVE HAPPENS das Kino-Grundrecht auf Sentimentalität verwurstet, gibt es schon einiges zu sagen.

Das fängt an beim Kinn, welches Aaron Eckart gehört. Der spielt Burke (wobei „spielen“ ein Euphemismus ist, angesichts Eckarts autistischem Dilletieren). Burke ist ein Trauerbewältigungs-Guru, ein Verfasser von einschlägigen Lebensratgebern, der allerdings selbst nicht in allerbester Verfassung ist (wie gesagt: Witwer).Burke trifft auf die lebensfrohe Floristin (Gott, schon diese Berufswahl!) Eloise. Die nun gespielt wird von Spitzmausgesicht Jennifer Aniston (und was deren „Spielen“ angeht: siehe Aaron Eckart).

Eine Binsenweisheit ist, daß es gerade für Rührstücke dieser Couleur Schauspieler bedarf, die dem Sentiment einen gewissen Grad an Lebensnähe geben. Was das angeht, muß man über Aniston/Eckart kein Wort mehr verlieren. Stattdessen noch ein paar zu Brandon Camp, seines Zeichens Regisseur und Drehbuchautor. Sein jeweiliges Handwerk beherrscht er wie der strebsame Einser-Schüler, der weiß, was die strenge Lehrerin mag. Und der es eilfertig bedient. In Schönschrift und gefälliger Formulierung. Jede Spur von Individualität oder Innovation dabei akkurat ausklammernd, denn schließlich geht es hier nicht um Authentizität, gar – Gott bewahre! – um Kunst, sondern ums Geschäft.

Und doch schlich sich auch in LOVE HAPPENS eine (Neben-)Figur aus Fleisch und Blut: Walter, ein Mann, dessen Sohn starb und der sich in eines von Burkes Lebenshilfeseminaren verirrt. John Carroll Lynch ist einer jener typischen markanten Hollywood-Nebendarsteller (FARGO, GRAN TORINO), und als Walter liefert er ein großartig emotional nuanciertes Spiel verhaltener Intensität. Da reicht ein Blick, eine minimale Geste – und Kinn, Spitzmaus und Regisseur sind vergessen samt all ihrer Lausigkeit.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.