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Sumo Bruno

Ein Dicker auf dem Weg zum Glück

Eine Geschichte, die Moderatoren von nachmittäglichen Talkshows in sternschnuppenhelle Verzückung stürzen würde: Was macht man als dicker junger Mann in Riesa, der "Partnerstadt Tschernobyls"? Klar, man wird Sumo-Ringer, verdient Geld, besorgt sich einen ordentlichen Haarschnitt und bekommt am Ende die Frau seiner Träume.

Doch wenn alles so aalglatt über die Bühne ginge, müßte man keinen Film darüber machen. Bruno, der schwergewichtige Held dieser Kleinstadtposse muß nämlich zu seinem Glück erst überredet werden. Und wer könnte solche Überzeugungsarbeit besser leisten als ein kleiner dicker Junge, der vor lauter Unzufriedenheit über sich und seine körperliche Fülle seinem Leben ein jähes Ende setzen will. Da fühlt sich Bruno in seiner gutmütigen Seele angesprochen, und auf der Leinwand regnet es Rührung. Bruno entschließt sich, an der in Riesa stattfindenden Sumo-Weltmeisterschaft teilzunehmen, um dem Kleinen zu beweisen, daß eiserner Wille auch den schwersten Körper ans Ziel führt. Es beginnt die übliche Prozedur: Training, Essen, Schlafen, Training, Essen, Schlafen und so fort.

Wer sich hier zart und humorvoll an die Leidensgeschichte eines zähen Boxers namens Rocky erinnert fühlt, wird bald schonungslos bestätigt. Denn damit auch der letzte den kleinen Spaß kapiert, läßt man Bruno an einem entsprechenden Filmplakat vorbeitraben, das good old Sly in seinen besten Tagen zeigt. Stark typisierte Figuren - vom Provinzaufschneider bis zum sächselnden Samurai ist alles dabei - stellen Brunos Bekanntenkreis und sind in ihrer Eindimensionalität nur bedingt interessant, geschweige denn witzig.

Auch sonst scheint Regisseur Krawinkel kein Freund verschlüsselter Andeutungen zu sein. Allzu durchsichtig sind Begegnungen und Konflikte gebaut: der moralische Sieger steht von Anfang an fest. Da sind die kleinen Umwege auf der Straße zum Happy End lediglich Verzierung, gerade kurzweilig genug, um bis zum Abspann durchzuhalten.

D 2000, 90 min
Verleih: Senator

Genre: Komödie

Darsteller: Hakan Orbeyi, Oliver Korittke, Julia Richter, Martin Seifert

Regie: Lenard Fritz Krawinkel

Kinostart: 18.01.01

[ Sylvia Görke ]