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Super Art Market

Retrospektive Bilder aus dem Inneren einer Blase

Der Film hält, was der Titel verspricht, allerdings hat er dem schon Gesagten nicht viel hinzuzufügen. Vom Hype des Kunstmarktes und von dessen vorläufigem Ende weiß man längst, und auch der versierte (Dok-)Filmer Zoran Solomun selbst läßt keinen Zweifel daran, daß der Super Art Market inzwischen geschlossen hat. Gleich an den Beginn seines Films stellt er Bilder einer großen Blase, die kurz darauf platzt. Retrospektiv also soll sich hier dem Zuschauer eine Reise lohnen, die nochmals ins Innere dieser Blase führt, eine Handvoll Galeristen durch die enervierende und zugleich langweilende Galaxie des Kunstmarktes begleitet und mit Superlativen aufwartet, die Kunst als Ware ins Zentrum stellen.

Die „Art-Dealer“ dieses traurigen Dok-Schauspiels haben ihren Sitz in New York wie Leo König, in Berlin und in Leipzigs Spinnerei wie Gerd Harry (für Insider kurz „Judy“) Lybke oder in Shanghai wie der Schweizer Lorenz Helbling. Laura Bartlett, die einzige Frau unter den fünf Porträtierten, agiert von London aus, und Mihai Pop, anfänglich noch im rumänischen Cluji ansässig, ist im Begriff, dem Ruf ins Zentrum der Geschäfte und Geschäftigkeit nach Berlin zu folgen. Solomun besucht seine Protagonisten in ihren Galerien, er begleitet sie auf Reisen von einer Kunstmesse zur nächsten. Ab und an gerät dabei ein auserwählter Künstler ins Visier der Kamera, und es mag der Eindruck entstehen, man blicke hinter die Kulissen dieser Welt. Eigentlich aber setzt der Film ins Bild, daß diese Welt ohne Kulissen auskommt und das Entscheidende immer vorn auf der Bühne plaziert, dort, wo das kaufkräftige Publikum auftaucht, der sogenannte Geldadel, wo die Ware abgeschätzt wird, wo ihre Chancen auf dem „Secondary Market“ erwogen werden.

Auf dieser Bühne wird der Zuschauer hier Zeuge, wie Lybke etwa ein Werk seines aktuellen Hofkünstlers als „wirklich cooles Bild“ anpreist, von „deutschem Kulturgut“ schwadroniert und den Urheber schließlich wie ein Äffchen zwischen Bierzeltgarnituren vorführt. In den wenigen Situationen, wo Solomun mit seiner Kamera verhaltene Momente erwischt, den Chelsea-König etwa bei seltenen Einsichten, in diesen Momenten wünscht man sich, der gute alte Kommentar würde zum Dokfilm zurückkehren. Dann wären unverhohlene Fragen erlaubt, und eine wenigstens könnte auf die Gefahr erneuter Bläschenbildung abzielen.

D 2009, 88 min
Verleih: Arsenal

Genre: Dokumentation

Regie: Zoran Solomun

Kinostart: 09.07.09

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.