Originaltitel: THE STATEMENT

Kanada/GB 2003, 120 min
Verleih: Universum

Genre: Polit, Thriller, Historie

Darsteller: Michael Caine, Tilda Swinton, Charlotte Rampling

Regie: Norman Jewison

Kinostart: 23.06.05

Noch keine Bewertung

The Statement

Nazi-Kollaborateur auf der Flucht

Dieser Mann ist Pierre Brossard. Er ist unauffällig, er ist scheu, er ist gefährlich. Als Kollaborateur der Nazis in Frankreich verantwortete er unter dem Vichy-Regime die Hinrichtung zahlreicher Juden. Sechzig Jahre später findet der katholische Mann in Gotteshäusern Schutz. Pierre Brossard ist ständig auf der Flucht - vor seinem Gewissen und vor der gerechten Strafe, welcher er nach dem Krieg durch einflußreiche Freunde entgehen konnte. Bald ist ihm ein Profikiller auf den Fersen. Jemand will ihn ausschalten, und schon zeigt sich Brossards wahres Gesicht.

Eiskalt erledigt er den Verfolger und findet bei der Leiche ein Schreiben, welches für ihn gedacht war - ein Todesurteil, das ihn des Mordes an sieben jüdischen Männern bezichtigt. Steckt eine jüdische Geheimorganisation dahinter? Zur gleichen Zeit sucht die ehrgeizige Anwältin Anne Marie Livi nach dem Kriegsverbrecher. Brossards Bild prangt landesweit auf den Titelblättern, die Verfolgung beginnt, und im Vatikan klingelt das Telefon ...

Die gute Nachricht: THE STATEMENT ist hervorragend besetzt. Doch leider gelingt es den Darstellern nicht, gegen den moralischen und logischen Quark anzukommen, den das überambitionierte Drehbuch mit zunehmender Spieldauer auf der Leinwand verteilt. Das ist schade, schließlich sind die Rolle der Kirche im Holocaust und wirkungsvolle Netzwerke zum Schutz von Kriegsverbrechern heikle Themen. Tilda Swinton als gnadenlose Richterin beweist sich einmal mehr als Perfektionistin, und Michael Caine liefert eine geniale Vorstellung. Sein Pierre Brossard ist gleichzeitig gebrochener Mann und bestialischer Jäger, der nach jedem Mord die Absolution der Kirche sucht.

Doch ein finaler Twist, der die komplette Idee ins logische Abseits führt, und der überaus moralisierende Tonfall machen THE STATEMENT selbst zum Streitfall. Unter Norman Jewisons routinierter Regie wird das komplexe Thema zum sträflich banalen Thriller ohne Mut und Provokation verwurstet.

Eines ist aber sicher, es wird immer menschenverachtende Regime geben, deren Handlanger der Bestrafung entgehen und sich gegenseitig schützen. Und man sollte nie müde werden, sie in Bedrängnis zu bringen und anzuprangern.

[ Roman Klink ]