Originaltitel: THE YARDS

USA 2000, 115 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama

Darsteller: Mark Wahlberg, Charlize Theron, Joaquin Phoenix, Fays Dunaway, Ellen Burstyn, James Caan

Regie: James Gray

Kinostart: 21.06.01

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The Yards

Eine schweißtreibende Odyssee ohne Gutmenschenhabitus

Ruhig geworden ist er. Nach seiner Heimkehr aus dem Knast, wo er die letzten Jahre wegen Autoknackerei einsaß, hat der introvertierte Leo nichts als den sehnlichen Wunsch, ein ganz normales Leben zu führen. Als bei den Bullen Gebrandmarkter und unter den Auflagen der ständigen Visiten- und Bewährungspflicht, bedeutet das schon, nach den Sternen zu greifen.

Sein einflußreicher Onkel Frank hat jede Menge Arbeit für ihn, doch er sähe es lieber, wenn Leo bei ihm erst einmal eine Lehre absolvieren würde. Das wird nicht klappen, zu stark ist der Einfluß von Willie, Leos bestem Freund, der auch bei Frank arbeitet. Allerdings ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Offiziell verdient Franks Firma ihr Geld mit der Sanierung der Gleisanlagen in Queens. Um an die städtischen Aufträge zu kommen, muß ordentlich geschmiert werden. Der Verwalter dieses Korrup-tions- und Sabotage-Feldzuges ist Willie. Obwohl Leo hinterfragt, sich sträubt und anfänglich widersetzt, kann er diesem Sumpf nicht entkommen. Eine Nacht- und Nebelaktion kostet einen Wärter das Leben, ein Polizist wird schwerst verletzt. Der Teufelskreis hat Leo wieder...

James Gray sei gedankt! Der Glaube an handwerklich perfektes, schauspielerisch brillantes und erzählerisch schweißtreibendes amerikanisches Kino jenseits der hysterischen Pyro-Spektakel schien verloren. Gray erzählt in gelassenem Tempo von der Irrfahrt eines modernen Odysseus. Leo kämpft mit der Hoffnung auf rationale Lösungen um den Erhalt seiner Familie. Das warme Verhältnis zu seiner kranken Mutter, die ungebrochene Liebe zu seiner Cousine Erica, die jetzt mit Willie liiert ist und der Wunsch nach einem erfüllten Leben stehen der Verzweiflung ob des Verlustes seines einzigen Ankers entgegen. Grays Mittel ist nicht das der Moralisierung oder gar der Ikonisierung eines einzelnen Kämpfers. Er reduziert die Handlungen auf Instinkte und Emotionen, bei ihm geht es eben um Menschen. Mark Wahlberg als Leo beweist nach BOOGIE NIGHTS erneut, daß er zu den vielfältigsten und völlig uneitlen Schauspielern Amerikas gehört. Keine selbstverliebte Glorifizierung, kein peinlicher Gutmenschenhabitus. Ein strauchelnder Getriebener, auf den am Ende erfreulicherweise keine unheilbringenden Circen und Sirenen warten. Ein Glücksfall!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.