Originaltitel: MARIE-LINE ET SON JUGE
F 2023, 104 min
Verleih: Lighthouse
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Louane Emera, Michel Blanc, Victor Belmondo
Regie: Jean-Pierre Améris
Kinostart: 02.10.25
Nein, auch dieser Film aus der aktuell doch sehr langen Reihe französischer Feelgood-Filme erfindet das Kino nicht neu. Und nein, es glückt dem an sich versierten Filmemacher Jean-Pierre Améris nicht, das Konstruierte des Drehbuchs zu kaschieren. Aber ja, auch hier ordnet sich jede Originalität dem unter, was ein Kinoerlebnis gar nicht so selten ausmacht: dem Herzen am rechten Fleck. Und das hat diese berührende Geschichte über ein ungleiches Paar fürwahr.
Nun, Paar nicht im herkömmlichen Sinne, eher Schicksalsgenossen, denn Marie-Line hat eine Strafe zu verbüßen, und der sie verurteilende Richter Gilles braucht eine Chauffeurin. Die beiden grundverschiedenen Menschen (sie lebt eher in den Tag hinein, er glaubt an alle Gesetzlichkeiten des Lebens) nähern sich an. Was auch bedeutet, daß in Marie-Line die Neugier erwacht und sie ihre Fähigkeiten erkennt, hingegen der grantelnde Witwer, dem ein endlos großes Schluchzen seit Jahren zu fest in der Brust saß, das Lächeln wiederfindet und die Wirkung von Blumen entdeckt ...
Es klappert schon mächtig im dramaturgischen Gebälk, aber es menschelt eben auch so schön, es geht um Werte wie Verläßlichkeit und Verantwortung, Freiheit und Resilienz, Selbstachtung und Achtsamkeit anderen gegenüber. Selbst Le Havre wirkt plötzlich nicht mehr so trist, und Marie-Line findet sogar zu Truffaut! Und überhaupt: Man kann den Film schon deswegen mögen, weil er eine der letzten Arbeiten des unvergeßlichen Michel Blanc ist. Blanc war einer, der mit nur einem seiner Mundwinkel einen Film retten konnte! Ohne das in diesem Fall zu müssen, aber er veredelt das Sozialmärchen zweifelsfrei.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.