Originaltitel: LA SIRÈNE

F/D/Luxemburg/Belgien 2023, 100 min
FSK 12
Verleih: Grandfilm

Genre: Animation, Drama, Kriegsfilm

Regie: Sepideh Farsi

Kinostart: 30.11.23

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Die Sirene

Erwachsenwerden im Krieg

Das Blut eines rituell geschlachteten Hahns bespritzt zu Beginn das Gesicht eines Ba–bys. 14 Jahre später wird der Junge namens Omid wieder Blut im Gesicht haben, diesmal das von Menschen. DIE SIRENE spielt zu Beginn des ersten Golfkriegs zwischen dem Iran und dem Irak um die Vorherrschaft am Persischen Golf. Der Krieg endete, ohne eine Änderung des Grenzverlaufs bewirkt zu haben, dafür mit hunderttausenden Opfern auf beiden Seiten.

Diesen Kontext setzt Regisseurin Sepideh Farsi beim Publikum als bekannt voraus. Statt großer Erläuterungen werden wir in der südiranischen Grenzstadt Abadan mitten ins Geschehen geworfen: Ein paar Jungs spielen Fußball, während plötzlich Raketen einschlagen und ein Feuerball über der nahegelegenen Raffinerie aufsteigt. Omids Mutter flieht mit zwei jüngeren Geschwistern. Der Junge selbst bleibt bei seinem Großvater in der belagerten Stadt. Als die Lage verzweifelt wird, will er mit dem Schiff seines toten Vaters fliehen. Doch um das kaputte Gefährt wieder flottzubekommen, braucht Omid die Hilfe der verbliebenen Einwohner Abadans.

Die animierten Figuren haben etwas Naiv-Kindliches, während die Hintergründe und Kriegsszenen realistisch anmuten. Die Bilder von Zerstörung, Verletzten und Toten vermitteln eindringlich den Horror des Krieges. Durch die Verfremdung der Animation erlauben sie den Betrachtern trotzdem einen gewissen inneren Abstand. Dazwischen eingestreut sind wenige Szenen, in denen Omid von einem Leben ohne Krieg und religiöse Vorschriften träumt. Damit schlägt der Film den Bogen zu den aktuellen Ereignissen im Iran, in dem sich Teile der Bevölkerung der jahrzehntelangen Unterdrückung durch Religion und Politik entgegenstellen.

[ Dörthe Gromes ]