D 2024, 94 min
FSK 6
Verleih: Weltkino

Genre: Abenteuer, Kinderfilm, Literaturverfilmung

Darsteller: Lucas Herzog, Uschi Glas, Thomas Thieme, Günther Maria Halmer, Nina Petri

Regie: Winfried Oelsner

Kinostart: 02.05.24

1 Bewertung

  • Kinotipp der Woche

Max und die wilde 7: Die Geister-Oma

Spuk und Glas machen Spaß

Stimmt natürlich: Oberschwester Cordulas gefühlt 1734 allzeit runterbetbare Regeln stören gewaltig. Aber sonst scheint Seniorenresidenz Burg Geroldseck ein Paradies fern pflegenotständischer Realität. Der verblichenen Aktrice Vera bleibt trotzdem seit neuestem das Zanderfilet auf hauchdünn gehobeltem Gemüsebett mit Gratin dauphinois und Weißweinschäumchen im Hals stecken, dringt doch nachts eine Stimme direkt aus der Wand und wiederholt stets dasselbe Wort, ächzt einen Namen. Findet hier etwa eine Verstorbene, entlang Liebesrachepfaden wandelnd, keine jenseitige Ruhe? Zumindest den Todesstatus mag man anzweifeln, weil der grobmotorische Geist beim nicht ungruselig gefilmten Wandern durch die Flure schon mal Vasen umstößt. Veras Jungkumpel Max bekommt nach dem unterhaltsamen Vorgänger also erneut Gelegenheit, einen Krimi für Kurze aufzuklären.

Kann dabei wieder auf Unterstützung von Ex-Fußballtrainer Horst sowie Professor Kilian zählen, deren Mimen Thomas Thieme und Günther Maria Halmer unverändert richtig erblühen, die Kinderdarsteller reichlich blaß aussehen lassen. Und Uschi Glas ist ohnehin eine spielfreudige Bank, sogar selbstironisch verankert, wenn sie beispielsweise verträumt schwelgend ihre heiß geliebte Rolle als Halbblut Apanatschi memoriert. Oder Halmer mit damenhafter Contenance zum Schweigen ermutigt: „Ruuhää!“ Ü70 schlägt U12, ganz locker.

Max’ weitere Probleme, konkret Mobbing und Ausschluß aus der Schulmannschaft, entrollen parallele Erzählstränge, welche für Inhalte sorgen, weswegen – anders als im Jugendkinooutput der letzten Jahre viel zu häufig erduldet – weder cooles Gesülz die Öde aufzupeppen sucht, noch aus der Soundanlage die ausgenudeltsten Hits der 2010er und das Nervigste von heute den ewig dehnbaren Leerlauf wegplärren sollen. Stattdessen vermitteln Regie und Buch immer den Glauben daran, was sie vermitteln, ob nun Cordulas erstaunliche Wandlung zur patenten Kickerin oder gleich mehrere verknüpfte Botschaften, vereint durch den einvernehmlichen Standpunkt, daß Zusammenhalt jedes Hindernis überwindet, Selbstbewußtsein und Daseinsfreude vorausgesetzt. Unterschwellig mahnt da auch ein Appell, im fortschreitenden Alter nicht desillusioniert seine Beerdigung zu planen und hernach regungslos den finalen Knall zu erwarten. Der kommt bekanntlich eh. Nur darf er wirklich aus dem Leben reißen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...

Max und die wilde 7: Die Geister-Oma ab heute im Kino in Leipzig