Originaltitel: KING RICHARD

USA 2021, 146 min
FSK 12
Verleih: Telepool

Genre: Drama, Biographie, Sport

Darsteller: Will Smith, Aunjanue Ellis, Tony Goldwyn

Regie: Reinaldo Marcus Green

Kinostart: 24.02.22

6 Bewertungen

King Richard

... und Queen Oracene

So müßte es der Vollständigkeit wegen eigentlich heißen. Denn daß aus den noch sehr jungen Mädchen Venus und Serena Williams die vermutlich größten Tennis-Stars der Welt wurden, war nicht nur das Verdienst des Vaters Richard, auch die Mutter Oracene trainierte die Kinder, sie ging „nebenher“ auch noch einer kräftezehrenden Arbeit nach, und wer versorgte die insgesamt siebenköpfige Familie? Eben.

Aber der Titel KING RICHARD ist trotzdem richtig gewählt, denn er erzählt nicht nur von einem ehrgeizigen, zielstrebigen und durchaus auch liebevollen Vater, es ist auch die Geschichte eines großen Egomanen. Richard ist regelrecht besessen von der Aussicht auf Erfolg, er will für seine Kinder – und eben auch für sich – ein Ende der Demütigungen, des Lebens in bescheidenen Verhältnissen, er will als Schwarzer nie wieder kleingemacht werden, es geht ihm um Respekt. Und um Geld! Und damit bleibt der mitreißende Film ehrlich – Erfolgstennis ist eine seit Jahrzehnten perfekt geschmierte Geldmaschine, in ist, wer drin ist.

Der Film bleibt auch in einem weiteren Punkt offenherzig – was den immensen Druck im Leistungssport angeht. Eltern wollen an sich immer nur das Beste für die Kinder, und bei Venus und Serena hat sich das frühe Vermuten zweier Ausnahmetalente ja auch bewahrheitet, aber nicht wenige, mittelmäßig begabte Kinder werden geknechtet, damit letztlich ihre Eltern glänzen.

Das wird am Rand miterzählt, insgesamt aber fährt KING RICHARD schnörkellos eine Geschichte vom ur-amerikanischen Traum auf, es unbedingt schaffen zu wollen. Für Richard zählt dazu, Tugenden zu bewahren, bescheiden zu bleiben, doch (materieller) Erfolg macht eben schnell schwindelig ...

Will Smith spielt den obsessiven Titelhelden unter Vollgas, was perfekt paßt, diese Kraftmeierei entspricht einfach seiner Figur, ruhige Töne inklusive. Ihm gelingt dieser Spagat zwischen Strenge und Fürsorge, aus Großmäuligkeit und (später) Einsicht. Dieser Richard hatte aber tatsächlich einen Riecher, und dafür entwarf er ganz konkrete, auf endlosen Seiten ausgebreitete Pläne, wie aus den Kindern große Sportler werden können und sie trotzdem Bildung, Anstand und Kindheit erfahren. Das erdet die wohl einmalige Erfolgsgeschichte,

KING RICHARD ist kraftvoll, im richtigen Maß pathetisch und vor allem in den gut geschnittenen Sportszenen derart dynamisch erzählt, daß der Film zum Überwältigungskino im besten Sinne taugt.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.