Originaltitel: DEN SIDSTE VIKING
DK/S 2025, 116 min
Verleih: Neue Visionen
Genre: Komödie
Darsteller: Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Sofie Gråbøl, Lars Brygmann, Nicolas Bro, Søren Malling, Bodil Jørgensen
Regie: Anders Thomas Jensen
Kinostart: 25.12.25
Mads Mikkelsen und das internationale Starkino führen eine Art offene Beziehung. Wenn der „Anruf aus Hollywood“ kommt, packt der dänische Mime seine edlen Wangenknochen und die sinistere Stirn ein, absolviert ein bis zwei Mega-Projekte der Sorte 007 oder 08/15 – und fährt schnell wieder heim. Zum Beispiel, um in einem weiteren Film seines Landsmanns Anders Thomas Jensen mitzuwirken. Das war schon so, als der noch nicht kultisch verehrt wurde. Das blieb so, als das Interesse an Jensens albern-abgründigem Brachialhumor zwischenzeitlich nachließ. Das geht wohl so weiter, weil Mikkelsen unter diesem Regisseur vielleicht nicht die komplexesten, aber doch die schrägsten Vögel spielen darf.
In THERAPIE FÜR WIKINGER fällt dem Leinwand-Ritter von der kantigen Gestalt eine Dauerwelle in die Schläfen, thronend auf einem unbeholfenen Körper mit Kassenbrille und Übergangsjacke. Die wird der mental beeinträchtigte Kindmann brauchen. Denn nach 15 Jahren kehrt sein Bruder aus dem Knast zurück und will von Manfred nichts wissen – außer, wo das geraubte Geld vergraben liegt. Gerahmt von einer (vorgeblich) nordmannischen Sage, vorgetragen als animierte Höhlenmalerei, schickt Jensen die entfremdeten Geschwister auf einen Live-Action-Marsch über erzählerisches und seelisches Geröll. Schauplatz ist das Elternhaus der zwei, das nun von einem mißgebildeten Modedesigner und dessen wohlgeformter Gattin untervermietet wird. Im Nacken sitzt den beiden ein gemütlicher, aber schlagkräftiger Typ namens Flemming, ebenfalls auf der Suche nach der Millionen-Beute. Als Reisebegleiter drängt sich ein Psychiater auf, der über Expertise in Sachen dissoziative Identitätsstörungen verfügt und verrückt genug ist, um in jedem Manfred auch einen John Lennon sehen zu können.
In Jensens boshaften Psychoschwänken tragen die Versehrten ihre Wunden außen – so geht das Salz besser rein. Saftige Fausthiebe, angenagelte Füße, zermalmte Fressen sowie mindestens zwei Leichen und ein abgeschnittener Finger säumen hier den Weg. Aber zwischen den absurden Hölzchen und fiesen Stöckchen, über die er Personal und Publikum springen läßt, liegen diesmal ein bißchen tröstende Musik und sogar eine Botschaft: Entfessle den Sergeant Pepper in Dir und scheiß drauf, wenn er wie ABBA klingt!
[ Sylvia Görke ]