D 2025, 120 min
Verleih: Majestic
Genre: Drama
Darsteller: Anke Engelke, Ulrich Tukur, Lukas Rüppel, Maria Hofstätter
Regie: Neele Leana Vollmar
Kinostart: 06.11.25
Leute, die einem mit aufgerissenen Augen und in vor Stolz verschwitzter Rotbäckigkeit immerzu versichern, sie liebten ihren Partner noch genau wie am ersten Tag, begegne ich mit Skepsis. Zum einen muß man nicht derart bellen, wenn doch alles im reinen ist, zum anderen haben sie die Liebe vielleicht nicht verstanden. Liebe verändert sich, Menschen ja auch, im besten Fall reift man, und ja, in jeder Beziehung gibt es „Abrieb“, aus dem im wiederum besten Fall noch größere Tiefe und Vertrauen entstehen. Aber klar, häufig auch Enttäuschung und Ernüchterung – wie bei Rita und Hans.
Im Leben der beiden ist alles abgerieben: Das alte Haus, der klapprige Mitsubishi, selbst die Badfliesen sind maximal von antikem Schick, des Paares wenige Blicke füreinander eher trübe, die Aussichten ebenso, Sohnemann ist längst aus dem Haus, Schulleiter Hans geht in Rente, und Rita schafft weiter in der Pflege. Dabei hätte sie Medizin studieren wollen ... Es gibt sowieso viele „Hätte“ in dieser ehelichen Sackgasse, das steht beiden ins Gesicht geschrieben. Sie hat über die Jahre einen Wutmund bekommen, er den Spottblick, und jeder von ihnen hat mehr Anteil am Leben der Enten vor dem Haus als am gemeinsamen. Es muß erst etwas wirklich Grauenvolles passieren, damit ein Aufwachen aus dieser Starre möglich scheint.
Neele Leana Vollmar läßt sich Zeit beim Erzählen dieser Szenen einer Ehe, sie schaut in müde Gesichter, blickt auf Falten, die Traurigkeit und Frust gegraben haben, sie ziseliert alte Verletzungen frei, zeigt Vertrauensbrüche auf und wittert doch, wenn auch im Unheil, eine Chance. Das ist zweifellos königlich gespielt von Anke Engelke und Ulrich Tukur, und doch verliert sich deren Kunst ein wenig in einem Umfeld der Behauptung. Man glaubt die fast prekären Lebensumstände des Paares nicht so recht: das muffige Haus, Badekappe zum Geburtstag, die blasse Kleidung, das Gemampfe von Hähnchen aus der Tüte, und wird doch mal gekocht, müssen Buletten genügen und Bier aus der Pulle. Paßt alles nicht in diesen Bildungsbürgerhaushalt. Die Leben ist den beiden doch fremd genug geworden, da bedarf es keiner derart musealen Ausschmückung.
Und dennoch: Vollmar findet in dieser Tristesse hin und wieder den Rettungsanker durch erlösende Komik. Wenn Rita und Hans sich vom geduldigen Kundenberater Hilfe bei der Auswahl neuer Badfliesen erhoffen und dieser Auftritt entsprechend eskaliert, dann erinnert das in seinem Witz unbedingt an den Menschenkenner Loriot.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.