D 2022, 99 min
FSK 16
Verleih: Little Dream

Genre: Dokumentation

Regie: Steffi Niederzoll

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Sieben Winter in Teheran

Sie war neunzehn

Shole Pakravan hat etwas von Rabiye Kurnaz. Beide waren in extrem angestrengten Phasen ihres Lebens nicht nur Mütter, sondern in erster Linie leidenschaftliche Löwinnen gegen grassierendes Unrecht, das ihren Kindern angetan wurde. Rabiye hatte den Kampf um ihren unschuldig in Guantanamo inhaftierten Sohn Murat gewonnen, für Shole und deren Tochter Reyhaneh Jabbari endete er ausweglos. Als man sie 2007 nach einem Mord aus Notwehr festnahm, war Reyhaneh 19, SIEBEN WINTER IN TEHERAN später wurde sie aus Blutrache hingerichtet.?????????

Beide jungen Menschen wurden „Fälle“ – für die Justiz, was auch immer man darunter versteht, und die internationale Öffentlichkeit. Murat im Kino, das war zweimal fiktionales Erzählen, für Reyhaneh und Shole kann und soll es zunächst nur den Dokfilm geben, und Regisseurin Steffi Niederzoll ist in diesem oft gnadenlosen Genre ein starkes Stück gelungen. Reyhanehs Familie lebt, bis auf den Vater, jetzt in Berlin, wo auch die Interviews stattfinden konnten. Das erleichterte den Zugang, trotzdem wohnt dem Projekt enorme Brisanz inne, denn die 97 Minuten speisen sich vor allem aus heimlich gedrehtem, dann aus dem Iran geschmuggeltem originalen Ton-, Schrift- und Bildmaterial, bei dem technische Qualität gottlob eine untergeordnete Rolle spielt. Die Kraft kommt aus dem Kern.

Es geht um persönliches Drama und politische Sprengkraft, um Dokumente, die von Lügen kaschiert werden sollten. Es geht um ein invasives, gegen die eigenen Menschen und dann noch einmal besonders gegen Frauen gerichtetes System. Es geht um Mut und Erschütterung. Nichts anderes sollte man von diesem Film erwarten. Und bekommen.

[ Andreas Körner ]