D 2023, 98 min
FSK 12
Verleih: DCM

Genre: Komödie

Darsteller: Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe, Marc Hosemann, Johanna Gastdorf

Regie: Charly Hübner

Kinostart: 31.08.23

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Sophia, der Tod und ich

Schale Scherze um Gevatter Tod

Vor Reiners Berliner Wohnungstür stehen kurz nacheinander die Zeugen Jehovas, mit denen der depressive Altenpfleger gerade noch fertig wird, und dann der Tod: Vertreter-Outfit, weißes Gesicht, äußerlich nicht ernstzunehmen, dennoch real. Warum aber reißt er jemanden so unerwartet aus der Mitte des Lebens? Die Antwort bei Monty Python lautete noch „die Lachscrème-Speise“, hier ist es ein unentdeckter Herzfehler.

Wer sich zu Recht wundert, was die reichlich plakative Szene mit den Zeugen Jehovas sollte, kommt im Folgenden aus dem Staunen über Handlung und Inszenierung nicht mehr raus. Warum stirbt Reiner nicht innerhalb von drei Minuten, wie es vorgesehen war, sondern lebt dann immer noch, während nun stattdessen sein persönlicher Tod mit dem kalauernden Namen Morten de Sarg in der Welt der Lebenden feststeckt? Wirklich nur, weil Reiners Ex-Freundin Sophia gerade an der Tür geklingelt hat, ihn also noch nicht gehen läßt?

Sophia greift Reiner und dem seltsamen Besucher stattdessen unter die Arme und zerrt sie zum Geburtstag von Reiners spießiger Mutter nach Norddeutschland, wo sich der Tod besonders wohl fühlt. Anschließend geht es noch auf einen Roadtrip Richtung Süddeutschland, wo Reiner einen Sohn hat, mit dem er noch einmal Fußball spielen muß. Denn sein Ende ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Schon ist ein zweiter, diesmal etwas fieserer Tod unterwegs.

Natürlich könnte man theoretisch die Prämisse des Filmes akzeptieren, auch die Rahmenhandlung, zu der ein überirdischer Kiosk über den Dächern von Berlin gehört. Letztendlich handelt es sich um die oft erzählte „Jedermann“-Geschichte, nur geht es nicht ums Sterben des reichen Mannes, sondern des antriebslosen Nobody. Diese soziale Verschiebung könnte ganz interessant sein. Doch leider bleibt der Film praktisch auf seiner Prämisse stehen.

Sagen wir so: HERR LEHMANN trifft auf KNOCKING ON HEAVEN’S DOOR, dazu gibt es einen Schuß DER HIMMEL ÜBER BERLIN, eine Prise MATRIX und den Hauptdarsteller der KÄNGURU-CHRONIKEN obendrauf. Was Charly Hübner in seiner ersten Regie-Arbeit (im Spielfilmbereich) nach dem Roman von Thees Uhlmann veranstaltet, ist eklektisch, ein lauer Aufguß zwischen biederem deutschen Humor und oberflächlicher Sentimentalität. Bei so schablonenhaften Figuren kann leider auch Anna Maria Mühe als Sophia nicht mehr helfen.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...