• Meinungen

Vermeer – Reise ins Licht

Kunst aus Meisterhand?

Auf der Website des Amsterdamer Rijksmuseums kann man, von Stephen Fry geführt oder selbständig, die zurückliegende Vermeer-Ausstellung erkunden. Eine lohnende Sache – wie dieser Blick hinter ihre Kulissen. Die größte Werkschau jemals war’s, obwohl bei weitem nicht alle der etwa 37 weltweit verstreuten Gemälde des Holländers zur Entleihe kamen. Nun mag mancher fragen: weshalb „etwa“ 37? Dazu später mehr.

Wir treffen zunächst Experten, die lichterloh für Vermeer brennen; er treibt ihnen Tränen ins Auge und Glück aufs Gesicht. Durch jene Verehrung vielleicht doch in zu hingegebener Schräglage agierende Menschen, welche den „schönsten Fensterladen in der Geschichte der Kunst“ preisen, von Wissensdurst erfüllt seine Entstehung dann en détail auseinanderdividieren möchten. Da droht zwangsläufig eine Entzauberung, mit Erkenntnisgewinn geht Magieverlust einher. Konträr grantelt aber auch typisch besserwisserische Expertennörgelei; so scheinen des Meisters frühe Arbeiten konfus und unverständlich.

Bis jetzt immerhin ganz interessant, schwenkt’s plötzlich zum regelrechten Krimi, als Zuschreibungsfragen tönen: Warum wirkt die sitzende Virginalspielerin vergleichsweise nachlässig gemalt, schwang hier jemand anderes den Pinsel? Sprechen wir außerdem übers „Mädchen mit Flöte“, die ungewohnt wenig fingerfertig aufgetragene Grünerde – ist sie tatsächlich Vermeers Schöpfung? Enttäuschungen, Meinungsverschiedenheiten, alleingängerische Entscheidungen folgen, entspinnen eine spannende Spurensuche, deren (nicht bloß Unterhaltungs-)Wert darauf fußt, sich fern gängiger Künstlerdokustandards zu positionieren.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...