D 2013, 93 min
FSK 12
Verleih: Farbfilm

Genre: Satire, Komödie

Darsteller: Devid Striesow, Sebastian Blomberg, Katharina Schüttler

Regie: Johannes Naber

Kinostart: 22.05.14

9 Bewertungen

Zeit der Kannibalen

Faß, Finanzberater, faß!

Die Kunst hat einen Lieblingsfeind. Der macht irgendetwas mit Geld, trägt das Zähnefletschen des Kapitalismus mit einem Lächeln in die Welt und steht mit seiner Lust am Profit für alles, was der gesellschaftskritisch Reflektierte zutiefst verachtet. Weil man aber von seinen Feinden noch schlechter loskommt als von seinen Freunden, wurden die sprichwörtlichen Nieten in Nadelstreifen auch zu einem Lieblingsthema, das mittlerweile in unzähligen künstlerischen Variationen und Qualitäten vorliegt. Will der Berliner Filmemacher Johannes Naber das Feindbild nun korrigieren, gar aufräumen mit all den geliebten Vorurteilen?

Nein, er räumt um, und zwar mit einem Sinn für szenische Verschlankung, effektive Ressourcenverwertung und Personalreduktion, der jedem Finanzoptimierer zur Ehre gereicht hätte. Herr Öllers, Herr Niederländer und Frau Hellinger – drei Unternehmensberater auf endloser Geschäftsreise durch die globale Wirtschaft, von einem ins nächste Hotelzimmer, die sich dank internationaler Standards kaum voneinander unterscheiden. Noch nicht einmal an den Schußwechseln auf der Straße läßt sich ausmachen, ob man nun in einem asiatischen oder afrikanischen Krisenherd nächtigt. Denn die Belle Etage der Busineß-Klasse ist: ganz weit oben. Vor dem filmischen Auge verschmilzt alles zu einem einzigen Ort in ewiger Tag- und Nachtgleiche. Während die drei von Neurosen, Gekränktheiten und Abstiegsängsten geplagten Elitemanager dort Kapital abziehen und da eine Investition zusichern, wird die eigene Stellung im Mutterkonzern immer unberechenbarer. Die wirkliche Gefahr, das scheint sicher, lauert nicht auf der Straße, sondern im Online-Meeting mit dem Vorgesetzten, vielleicht sogar hinter dem Pokerface des Kollegen. Und bei Gefahr übernehmen die Instinkte …

Nabers zweiter Langfilm nach DER ALBANER ist Kammerspiel und Dialogstück – so klaustrophobisch, daß für eine aufregende Bildgestaltung schlicht kein Platz war, so autistisch, daß die Figurenzeichnung in der satirisch-boshaften Umrißskizze verharren mußte, so ausgesprochen unepisch, daß nur eine karge Antifilmmusik darunter paßte. Dies zu entdecken, vor allem es zu mögen, bleibt allerdings dem Geduldigen vorbehalten. Denn die Eskalation schreitet mit Weile voran, gerät manchmal sogar ins Trödeln und verplaudert sich vor der Minibar. Aber jede Explosion hat schließlich einmal als Pulverstäubchen angefangen, oder?

[ Sylvia Görke ]