The Wolfman

Immer öfter kehren sie wieder

Horrorfilme in der Endlosschleife

[ 30.10.2009 ] Manchmal sollte man Leute zu Wort kommen lassen, die wissen, wovon sie reden. Auftritt Drehbuchautor Anthony Shaffer: „The Business Is Run By, Mostly, By Zombies Who Are Overpaid And Are So Timid That All They Can Do Is Reproduce Something That’s Already Been Done A Billion Times.” Sprach’s und schrieb das kultige Horror-Musical-Drama THE WICKER MAN, welches Jahre später natürlich eine miese Neuauflage erfahren sollte. Shaffer mußte es nicht mehr erleben, und auch die aktuelle Situation blieb ihm erspart. Wir dagegen stecken mittendrin.

Klar steht außer Frage: Kino wird stets Spiegel gesellschaftlicher Befindlichkeiten sein. Weil sich jeder Mensch mit ihnen und daraus erwachsenden Ängsten herumschlagen muß, könnte man sagen, der Horrorfilm nimmt aus Verarbeitungsgründen eine Schlüsselrolle ein. Wenn das stimmt, ist es um Amerika allerdings schlechter bestellt als angenommen. Wie gern sich die Traumfabrik außer Landes fürchtet und deswegen asiatische Gruselschinken noch mal verfilmt, ist bekannt. Doch anno 2008 und 2009 zeichnete sich eine regelrechte Horror-Remake-Schwemme ab, wobei rund um den Globus sowie im eigenen Fundus gewildert wurde, von MY BLOODY VALENTINE über PROM NIGHT bis hin zu LAST HOUSE ON THE LEFT. Wirft man nun aber einen Blick auf die in Planung oder Arbeit befindlichen Aufgüsse, rollen sich alle Fußnägel auf.

Da müssen Klassiker wie ICH FOLGTE EINEM ZOMBIE und SCHREI, WENN DER TINGLER KOMMT dran glauben. Joan Crawford, deren Starvehikel ES GESCHAH UM 8 UHR 30 bereits zum zweiten Mal verwurstet werden soll, wütet im Himmel gemeinsam mit Lon Chaney Jr., der als THE WOLF MAN unerreicht bleibt, was indes kein Plagiat verhindert. Generell finden sich große Namen unter den Dingen, die da kommen; es trifft unter anderem Werke von Craven, Carpenter und Argento. Mancher (verzweifelte?) Regisseur legt auch selbst Hand an, so Cronenberg beim DIE FLIEGE-Duplikat, sinnigerweise das Remake eines Remakes. Wer nach zu erwartenden Genre-Aufgüssen sucht, landet bei einer Zahl um die 50!

Richtungsweisendes – A NIGHTMARE ON ELM STREET, HELLRAISER oder ROSEMARY’S BABY – bleibt dabei ebenso wenig verschont wie jüngere Produktionen, unter anderem DAS WAISENHAUS und SO FINSTER DIE NACHT. ­Dessen noch nicht genug, wartet ebenfalls Rotz à la I SPIT ON YOUR GRAVE auf seine Wiederkehr. Zur Rechtfertigung wird über eine „Modernisierung der Geschichte“ geschwafelt, was angesichts selbiger (Vier Männer vergewaltigen eine junge Frau, welche die Herren dann rachedurstig schnetzelt!) ja auch dringend nötig scheint.

Überhaupt mag die PR-Maschinerie versuchen, den Zuschauer für dumm zu verkaufen, was zum Glück nicht immer klappt, weswegen HALLOWEEN 2 von Rob Zombie in Übersee floppte und bisher keinen deutschen Starttermin hat. Fakt bleibt trotzdem, daß hier weder Interesse am Sujet noch obige Psychologie eine Rolle spielen. Vielmehr gehen Ideenlosigkeit und Dollarzeichen in Produzentenaugen ihre Symbiose ein, an deren Ende so einiges steht: sicherlich der übliche Tonspur-Plärr-Horror. Vermutlich komplett verhunzte Originale. Schlimmstenfalls der künstlerische Selbstmord eines Genres. Beim Gedanken daran läuft es einem kalt den Rücken runter – wenn schon nicht im Kino, dann wenigstens jetzt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...