Originaltitel: RIEN NE VA PLUS/ MERCI POUR LE CHOCOLAT/ LE FLEUR DU MAL

F/CH 1997/ 2000/ 2003
Label: Concorde HE

Regie: Claude Chabrol

Claude-Chabrol-Collection

Der Vorwurf, Chabrol habe sich von Film zu Film mehr ans Bürgertum verraten, ist kompletter Unsinn, denn Chabrol, der unermüdliche Chronist des Bürgertums und seiner Schwächen und Schweinereien, taugt weder zur Selbstzerfleischung, noch ließe er zu, daß seine durchaus bürgerliche Lebensweise seine künstlerischen Ambitionen komplett assimilierte. In seiner Erforschung bourgeoiser Abgründe, im Verständnis des Claude Chabrol quasi eine Reise zum Kern der menschlichen Dummheit, gibt er sich unerschrocken, zynisch, oft mit dem Blick eines staunenden Kindes und vor allem sehr emsig: mit 29 Jahren drehte er mit LE BEAU SERGE - DIE ENTTÄUSCHTEN seinen ersten Film, heute mit fast 74 arbeitet er an seiner 51. Produktion. Nun liegt mit dieser Collection ein beileibe nur sehr kleiner Ausschnitt seines Oeuvres vor, dennoch ein repräsentativer.

Chabrol erzählt in DAS LEBEN IST EIN SPIEL von einem ungleichen Gangster- und Liebespaar. In nahezu jeder Einstellung zeigt sich bei den famosen Darstellern Michel Serrault und Isabelle Huppert die Freude am bisweilen albernen, burlesken Ganovenspiel. Und das Happy End, welches Chabrol bereithält, ist nach dieser tumultartigen Krimiposse ein verdientes. Mit Isabelle Huppert drehte er auch das bizarre Stück SÜSSES GIFT um eine gute böse Seele, die die Lösung familiärer Probleme im Wundermittel Rohhypnol sieht - serviert in einer Tasse guten, fabrikeigenen, tiefschwarzen Kakaos. In jeder Falte, jedem Gesichtszug, ja, gar in jeder Sommersprosse Hupperts wird offensichtlich, wie gut es ist, daß sie sich bisher nicht für stereotype Frauchenrollen über den großen Teich locken ließ. Komplettiert wird die Box mit Chabrols bisher letztem faszinierenden Familienthriller DIE BLUME DES BÖSEN, in dem es um Provinzpolitik, inzestuöse Anbändelungen und Familienfassadenpolierung geht.

Zu Chabrols Markenzeichen gehört die klassische Musik im Szenenwechsel, die oft indirekte, lauernde Kamera und die Zusammenarbeit mit vertrautem Team. In einem beigefügten halbstündigen Interview, das für das gebotene Format den etwas zu großspurigen Titel "Die Welt des Claude Chabrol" trägt, verrät der Altmeister, daß ihm das Drehen viel mehr liegt als das Schreiben, und daß er am liebsten mit vertrauten Menschen arbeitet, da dies einer Kreuzfahrt gleich komme. Auch die Kreuzfahrt ist wohl eher ein Relikt des Bürgertums. Verrat ist es dennoch nicht, eher die ganz normale Sehnsucht nach dem Aufstieg des einstigen Mittelklassekinds Claude.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.