Originaltitel: KRÁMPACK

Spanien 2000, 90 min
Label: Pro Fun

Genre: Erwachsenwerden, Schwul-Lesbisch, Teenie

Darsteller: Jordi Vilches, Fernando Ramallo

Regie: Cesc Gay

Krámpack

Beinahe ein Jahr haben sie sich nicht gesehen. Eine verdammt lange Zeit für verdammt gute Freunde. Eine Zeit, in der auch verdammt viel passiert ist. Schließlich sind Dani und Nico 15.

Danis Eltern sind verreist, das Häuschen am Meer steht daher als sturmfreie Bude zur Verfügung. Während Blondschopf Dani eher der Stille ist, hängt Nico den sympathischen Checker raus, der es versteht, auf Frauen einzugehen, der es weiß! Am ersten Abend gehen die Jungs früh zu Bett, es stehen ja noch turbulente Tage bevor. Kaum ist das Licht aus, geht die Krabbelei unter der Decke los.

Für Nico ist das gegenseitige Wichsen ganz okay, für Dani jedoch wunderschön. Dann treffen sie am nächsten Tag Berta und Elena wieder. Im letzten Jahr waren’s noch kleine Mädchen, jetzt glotzt Nico ungeniert auf ihre Brüste. Man feiert gemeinsame Parties, knutscht, fummelt und kauft schon mal Kondome. Nico ist ganz hippelig, schließlich will er nicht erst Hundert werden, ehe er es zum ersten Mal gemacht hat. Dani geht es bei den gemeinsamen Treffen nicht wirklich gut. Während der Gruppenschmuserei schaut er immer zu Nico rüber. Und nachts kommen sich die Jungen wieder näher. Doch Nico muß seinem Freund sagen, daß dies für ihn nur eine nicht ganz unangenehme Fummelei ist. Dani hingegen ist kopflos verliebt. Er will Nico für sich. Nur für sich ...

Es ist herzzerreißend anzusehen, wie sich der sanfte Dani in den kleinen Macho Nico verguckt. Es rührt, es macht traurig und es ist nah. Jeder wird im Leben mal abgelehnt, jeder verliebt sich mindestens einmal so bis zur Ohnmacht, daß man glaubt, das Ende sei nah. Und jeder leidet im Leben mindestens einmal wie Dani, weil leiden auch gut tut. Selbst wenn diese Einsicht eventuell erst später kommt.

Cesc Gay hat eine sehr frische, sehr realistische und sehr unterhaltsame Geschichte zu einem sehr schönen Film gemacht. Er weiß genau, was weh tut, genauso gut weiß er, was komisch ist. Man benimmt sich in der Pubertät mitunter auch ziemlich bekloppt. Ratio wäre da fehl am Platz und für den Betrachter auch unspannend. Bleibt diesem Film zu wünschen, daß er nicht als schummriges Nischenkino durchgeht, denn er ist alles andere als das. Vor allem ist er eine Verbeugung vor der Unschuld der Freundschaft, ein Hohelied auf die herrlich wechselwarme Tortur der Liebe und ein klares Ja, daß es sehr schön sein kann, jung zu sein. Auch wenn’s die Alten mitunter vergessen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.