Originaltitel: HOMMA AU BAIN

F 2010, 72 min
Label: Pierrot Le Fou

Genre: Schwul-Lesbisch, Erotik, Drama

Darsteller: François Sagat, Chiara Mastroianni, Dustin Segura-Suarez

Regie: Christophe Honoré

Mann im Bad

Ein Mann raucht, ein Mann packt. Dann der Blick auf einen prallen Arsch. Der gehört dem Pornostar François Sagat, und Kenner schauen auf diesen nicht zum ersten Mal. Ihm und seinem Träger wurde einst die Doku SAGAT gewidmet, und in den einschlägigen Kanälen ist Sagat omnipräsent als gut bestückter Araber. Obwohl er doch ein schöner Bretone ist ... Doch zurück zur Szene – ein Lächeln, eine Vergewaltigung, ein Abschied. Emmanuel, der mit dem Hintern, fickt den blassen Omar, der läßt es irgendwie geschehen und will ihn nach seiner Reise nicht mehr wiedersehen. Ein Adieu der Moderne, in ruppigen Bildern, im Wackelrhythmus der Authentizität und, wie vielfach zu lesen war, ist dies tatsächlich ein Riß aus dem privaten Tagebuch des Filmemachers Christophe Honoré. Das paßt ganz gut, Honoré gilt ja eh als das inoffizielle Enfant terrible, sein Inzestdrama MA MÈRE steckt noch immer in den Knochen.

Diese Nachhaltigkeit ist MANN IM BAD nicht zu attestieren, dafür ist der Film – wenn auch nicht reizlos – zu fragmentarisch: Emmanuel hat als Stricher ausgedient, die Jugend rückt nach, ein Mann auf der Suche – nach dem Rezept zum Aufgießen alter Liebe, nach kurzem Sex, nach Typen, die wie Omar aussehen und trotzdem vor dem Frühstück abhauen sollen. Parallel wird eben Omars Ausflug nach New York erzählt, ein junger Filmemacher sucht in einem Workshop die Zukunft, und auch er hat seine Begegnungen. Kollegen jubelten bereits über „erotische Phantasien“, die „Meditation über den männlichen Körper“ – immer sachte, denn unscharfe Fieberträume machen noch keine Kinokunst, und Sagat sieht natürlich gut aus, erotisch wirkt aber das Muskelspiel in dieser gespiegelten Nabelschau Honorés kaum. Wie auch? Sagats anfänglicher Welpenblick in pittoresker Bizepslandschaft weicht bald einem immer schlechter gelaunten Fresseziehen. Und da hilft auch der echteste aller echten Nan-Goldin-Ryan-McGinley-Looks nix. Um aber noch etwas Positives zu sagen: Schön ist, daß der Leopardenmorgenmantel die Liebhaber überdauert, und Sagats Solotanz im Kurzkittel und mit Putzmittel in der Hand ist nun wirklich entzückend.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.