Originaltitel: MCQUEEN

GB 2018, 112 min
FSK 12
Verleih: Prokino

Genre: Dokumentation, Biographie

Regie: Ian Bonhôte, Peter Ettedgui

Kinostart: 29.11.18

4 Bewertungen

Alexander McQueen

Über ein trauriges Genie

Es ist an sich abgeschmackter Schmarrn, dieses ewige „Only The Good Die Young“-Geraune, ein abgedroschenes Klischee ist auch, daß Kreativität aus Schmerz geboren wird. Aber wie das mit Phrasen und Volksweisheiten so ist – es ruht doch Wahres darin. Alexander McQueen ist beileibe nicht das erste, aber ein brillantes Beispiel für ein zu früh verstorbenes, wahrlich kreatives und oft auch schmerzgeplagtes Genie. Was der Film von Ian Bonhôte und Peter Ettedgui gerade für bisher Kenntnislose wunderbar aufbereitet.

In nach Karriereschritten und Showkollektionen benannten Kapiteln werden zwar brav Stationen abgehakt, diese Konventionalität im Erzählen ist aber die richtige Entscheidung: Das Objekt, McQueen eben, bietet genug Aufregendes aus seiner Vita, aus seinem Schöpfertum, da bedarf es nur weniger Ausschmückungen. McQueen kam aus einfachen Verhältnissen, war in der Schule mies, hatte aber Talent im Zeichnen und eine große Wißbegierde: alles verstehen, alles aufsaugen, alles probieren! Und er war nicht bequem: Eine an sich gesicherte Stellung gab er auf, brach recht mittellos nach Italien auf, er wollte einfach kein Leben lang Reverse polstern.

Dieses Mutige hatte bei ihm schon bald etwas Getriebenes, er pfiff auf das, was die Leute so sagen, wenn sie nicht verstehen, und genauso sahen seine ersten Kollektionen und Präsentationen aus. Natürlich wurde McQueen im Dienste von Givenchy und Gucci zahmer, aber eben nicht so zahm, wie es die von Kunst nichts verstehenden Dukatenzähler in den Modehäusern gern gehabt hätten. McQueen machte, auch das wird deutlich, künstlerisch als auch vom Wesen her eine regelrechte Metamorphose durch, aus dem eher frechen Pummelpunk wurde ein ranker, konzentriert arbeitender Künstler, der schließlich auf höchstem Niveau und wie kein Zweiter die einzigartige Kombination aus Schönheit und Häßlichkeit zu verbinden wußte.

Der Film ist auch eine Betrachtung dessen, wie fragil der freiheitsliebende Mensch McQueen war, er litt an Depressionen, unter extremen Angstzuständen. Er liebte die Vögel, vielleicht auch deshalb, weil er sie um deren Freiheit beneidete, gerade als die Zwänge größer wurden, als Freundschaften zu prüfen waren, als die Traurigkeiten zunahmen. Zu Letzteren gehören der Selbstmord seiner Freundin und Förderin Isabella Blow und der Tod seiner geliebten Mutter Joyce. Und auch wenn man als sich für Mode Interessierender um die Zerrissenheit McQueens bereits wußte, berühren gerade die Zärtlichkeit, die Liebe und auch die Dankbarkeit, die ihn mit seiner Mutter verbanden, immens.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.