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Benda Bilili!

Mitreißende Musik-Doku über Straßenmusiker in Kinshasa

In Cannes wurde BENDA BILILI! als Sensation gefeiert, als neuer „Kinshasa Social Club.“ Die Ähnlichkeit mit Wim Wenders’ musikalischer Kuba-Doku ist nicht von der Hand zu weisen. Da ist zuallererst die Musik: mitreißend, schnell, ungeheuer rhythmisch und kraftvoll. Dann die Musiker: Staff Benda Bilili ist eine Band, die aus polioversehrten Männern im Rollstuhl besteht, von denen viele in Kinshasa auf der Straße leben. Sie sind eine lokale Berühmtheit, müssen aber, um ihre Familien durchzubringen, trotzdem vor Nobelrestaurants spielen und dabei die Hand aufhalten.

Ein Leben im Elend, von hier aus betrachtet. Ein Leben, das besser ist als viele andere, so die optimistische Sicht der Musiker. Auf jeden Fall ein Leben, das durch den Film grundlegend verändert wurde. Genauer gesagt durch Florent de La Tullaye und Renaud Barret, die beiden französischen Regisseure, die von Staff Benda Bilili so begeistert waren, daß sie beschlossen, nicht nur einen Film über sie zu drehen, sondern gleich ihr erstes Album zu produzieren.

Ein Vorhaben, das mehr als fünf Jahre brauchte. Zeit ist dehnbar in Kinshasa, und ein Leben auf der Straße ist nicht dafür gemacht, sich an enge Zeitpläne zu halten. All die Probleme und Rückschläge, die die Band erlebte, sind Teil des Films und fügen sich zu einer relativ typischen Musik-Doku-Dramaturgie, bei der am Ende auch tatsächlich der Auftritt vor tausenden jubelnden Zuschauern in Frankreich steht. Heute hat es die Band geschafft, im März und April sind die Musiker wieder auf Tour in Europa und bespielen überall große Säle.

All das sagt nichts aus über den Film. Natürlich kann man ihm vorwerfen, daß er die Ursachen für die sozialen Realitäten, die er zeigt, ausblendet und einer bekannten Dramaturgie folgt. Doch trotz dieser vorhandenen Kritikpunkte ist BENDA BILILI! ein Genuß. Jeder, der das Kino verläßt, wird ein breites Grinsen im Gesicht haben, denn die fantastische Musik und die Lebensfreude dieser Musiker sind einfach unglaublich ansteckend, selbst dann noch, wenn man die ganze Zeit mit halbem Herzen fürchtet, den Ethnoklischees auf den Leim zu gehen. Aber wißt Ihr was: Die sozialen Probleme der Stones waren in SHINE A LIGHT ja auch kein Thema …

Originaltitel: BENDA BILILI!

F/Kongo 2010, 86 min
FSK 6
Verleih: Kool

Genre: Dokumentation, Musik

Regie: Florent de La Tullaye, Renaud Barret

Kinostart: 19.05.11

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.