Originaltitel: BRIGHTON ROCK

GB 2010, 111 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Thriller, Literaturverfilmung

Darsteller: Sam Riley, Andrea Riseborough, Helen Mirren, John Hurt

Stab:
Regie: Rowan Joffe
Drehbuch: Rowan Joffe

Kinostart: 21.04.11

4 Bewertungen

Brighton Rock

Verführerische Bösartigkeit in XXL-Sound

Fred jagt am Pier entlang. Fred ist nervös. Und Fred hat guten Grund dazu, denn wenig später liegt er tot im Dreck – ein Rachemord, der auf Pinkies Konto geht, ehrgeiziger junger Mann in Brighton anno 1964. Fred wird nicht die letzte Leiche bleiben, denn Pinkie will aufsteigen, mit allen Mitteln, stellt sich sogar gegen Mobster Colleoni. Doch eine Unbekannte in der Gleichung bereitet ihm Probleme, namentlich Rose, schüchterne Kellnerin und indirekte Zeugin von Freds Ableben. Was bleibt Pinkie anderes übrig: Er umgarnt sie, spielt ein Spiel der falschen Liebe. Das Mauerblümchen entflammt. Alles würde nach Plan laufen, gäbe es da nicht noch Roses viel zu aufmerksame Chefin Ida ...

Nun mag das sicherlich etwas steril wirken, weil Rose ein wenig zu naiv scheint, Pinkie zu eindimensional dem Wahn frönt, und Regisseur Rowan Joffe seine Bildsprache, innerhalb derer beispielsweise das Meer wogt und peitscht, als gäbe es kein Morgen (okay, für manche Figur wird das allerdings auch so sein), zu pompös ausbreitet. Aber man sieht drüber hinweg, schon allein wegen Ida: eine alternde Femme fatale mit auffallend gefärbtem Haar, mehrlagigem Make-up, engen Kleidern sowie einem reichlich losen Mundwerk. Helen Mirren, gleichzeitig Inbegriff geschäftsmäßiger Strenge und mütterlicher Sorge, trägt das Geschehen leicht über jeden Stolperstein hinweg – wenn sie, diese Frau auf Rettungsmission, durch von Flackerlampen erhellte Korridore rauscht oder zu Befragungszwecken mal eben den einen oder anderen Drink kippt, schimmern durchaus Reminiszenzen an den Film noir auf.

Stilecht hat sich das Finale schließlich einen alten Leuchtturm zum Ort des Geschehens auserkoren, wobei erneut Licht und Schatten, Gischt und Klippen ihre Rollen spielen, indes recht kurz kommen, weil der Showdown unspektakulär geriet, um – hier die gute Nachricht – eine weitaus hinterhältigere Pointe vorzubereiten. All das macht Spaß und sorgt für atmosphärischen Zauber, muß sich jedoch damit herumschlagen, daß Filmkomponist Martin Phipps ein paar Lektionen in Sachen Zurückhaltung lernen sollte: Jede Spannungsszene wird für den vermeintlich dummen Zuschauer akustisch angekündigt, ein komplettes Orchester tönt aus dem Soundsystem, die Musik dröhnt sich überlaut in den Vordergrund. Unnötig, nervig, reißerisch. Was hätte wohl Phipps’ Patenonkel Benjamin Britten dazu gesagt?

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...