Originaltitel: SHE’S FUNNY THAT WAY

USA 2014, 93 min
FSK 0
Verleih: Wild Bunch

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Owen Wilson, Imogen Poots, Jennifer Aniston, Rhys Ifans, Cybill Sheperd

Regie: Peter Bogdanovich

Kinostart: 20.08.15

Noch keine Bewertung

Broadway Therapy

Ein kleines Stückchen Glück

Vielleicht muß man doch erst mal was zu Peter Bogdanovich sagen. Verdanken sich ihm doch ein paar der besten Filme aus der letzten wirklich großen Zeit des amerikanischen Kinos. Aus den Jahren des New Hollywood nämlich, zu dessen maßgeblichen Vertretern Bogdanovich zählt.

Und wer jemals Arbeiten wie DIE LETZTE VORSTELLUNG (1971), PAPER MOON (1973), NICKELODEON (1976) oder auch noch TEXASVILLE (1990) gesehen hat, weiß, was für ein wunderbarer Regisseur dieser Mann sein kann. Und selbst dann, wenn man IS’ WAS DOC? (1972) zu hysterisch oder DAISY MILLER (1974) zu prätentiös findet, sind diese Filme immer noch genauer, cleverer und eigenwilliger als das Gros des Krams, der heute so auf die Leinwand kommt.

Gilt auch für THE CAT’S MEOW, den letzten Spielfilm den Bogdanovich drehte. 2001 war das. Und natürlich war die Erwartung groß, als man vernahm, daß der Meister jetzt nach all den Jahren doch noch einmal in den Regiestuhl zurückgekehrt sei. BROADWAY THERAPY heißt sein neuer Film. Und ja, die Erwartungen waren dann doch zu groß. Und ja, der Film ist dennoch sehenswert.

Arnold Albertson ist ein erfolgreicher Broadway-Regisseur und ein Schwerenöter erster Güte. Dem hübschen Escort-Girl Izzy etwa schenkt er scheinbar spontan eine großzügige Summe Geldes. Auf daß das Mädchen ihre Träume von der Schauspielkarriere verwirklichen könne. Daß sie allerdings überraschenderweise und in aller Unwissenheit für die neueste Inszenierung Arnolds vorspricht, paßt dem dann gar nicht. Dumm nur, daß alle anderen von Izzys lebensechter Interpretation einer Prostituierten absolut begeistert sind. Allen voran Delta, weibliche Hauptrolle im Stück. Und im Grunde auch in Arnolds Leben. Schließlich sind die beiden verheiratet. Was nur die Basis skizziert für dieses Bäumchen-wechsle-Dich-Tohuwabohu, welches dann losbricht. Ein Sammelsurium teilweise hochpsychotischen Personals, vom liebestollen Greis bis zur Psychotherapeutin mit akutem Aggressionsproblem, wirbelt bald so wild durch die Handlung, daß man zwischendrin schon mal den Überblick zu verlieren droht. Wie kamen die hierher? Und warum?

Bogdanovich zielt auf den hyperventilierenden Irrsinn der Screwball-Comedy. Mal trifft er das prächtig, mal überhaupt nicht. Der eigentliche Witz an BROADWAY THERAPY ist aber, daß der Film immer dann wirklich stimmig und gut ist, wenn er am wenigsten witzig ist oder sein will. In dieser Unzahl kleiner Szenen, in denen klar wird, daß hier jeder auf seine Art nach Glück sucht. Oder auch Glück verschenken will, weil das eben auch dazugehört. Also zum Glücklichsein. Unter der Grelle der Oberfläche dieser Geschichte läßt Bogdanovich da ein sanft melancholisches Licht leuchten. Man kennt dieses Licht aus seinen anderen Filmen. So wie auch Tatum O’Neal (PAPER MOON, NICKELODEON) oder Cybill Sheperd (DIE LETZTE VORSTELLUNG, DAISY MILLER, TEXASVILLE), die jetzt wieder in BROADWAY THERAPY in kleinen Rollen auftauchen.

Und Gott, ja: Man sieht in diese Gesichter und denkt sich, wie jung und schön die einst waren. So jung und schön eben, wie es viele dieser Bogdanovich-Filme, in denen sie mitspielen, immer noch sind. Und man spürt dabei zugleich, daß BROADWAY THERAPY bei allen Qualitäten über diese Magie nicht vollends verfügt. Aber wie er einen an sie erinnert, das allein ist schon den Kinobesuch wert.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.