D 2013, 101 min
FSK 6
Verleih: Constantin

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Florian David Fitz, Henry Hübchen, Leslie Malton, Marius Haas, Thekla Reuten

Regie: Holger Haase

Kinostart: 12.09.13

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Da geht noch was

Vergesset mir die Mütter nicht!

Wenn einem nix Richtiges mehr einfällt, lohnt es sich immer, auf Oscar Wilde zurückzugreifen. Im hiesigen Fall seine Sicht auf die lieben Verwandten, namentlich: „Ach, was für ein Kreuz ist doch diese öde Familiensimpelei!“ Lassen wir das 1. unkommentiert und uns 2. von Conrad, der wohl spontan zustimmen würde, über seine Kindheit informieren.

Und die sieht wenig rosig aus. Vom Gewerkschafts-Vater Carl wurde er zu spaßbefreiten Höchstleistungen getrieben, allein Mama Helene zeigte Zuneigung. Conrad schwor sich, selbst alles anders zu machen, doch angesichts Prada-Gucci-Luxuseheweibchen Tamara und ins Internat abgeschobenem Sohn Jonas scheint der Plan nicht voll aufgegangen zu sein. Auch der Kontakt zu Helene litt, man sieht einander bloß zu Festlichkeiten, an denen sich Jonas gar für positive Stimmung bezahlen läßt. Bei einer dieser Zwangsbesuche platzt dann die Bombe – Helene hat Carl verlassen, will neu anfangen! Ein Botendienst führt Conrad zum Herrn Papa und dessen Sturz in den leeren Pool. Wohl oder übel heißt es nun, sich innermännlich zusammenzuraufen.

Das Konfliktpotential brodelt, und weil Florian David Fitz als Conrad gegen die Erfahrung seiner Filmeltern Henry Hübchen sowie Leslie Malton keine Chance haben kann, serviert er die Geschichte in eigener Drehbuchbearbeitung humorig mit analogem Spiel. Nur weiß man ja, wie es oft um deutsche Komik bestellt ist, ergo steht bisweilen unsubtiles Lachen auf dem Plan. Bevor dies jedoch ausufert, folgt glücklicherweise geistiges Anrammen. Dann nämlich, wenn die Komödie ihren Dreh vollführt, sich den ernsten Hintergründen widmet, Helene als bessere Magd entlarvt, die zu Hause schon alles wieder aufräumen wird, wenn sie reumütig zurückkehrt. Wie hier eine Mutter den weitgehend unbedankten Familienleim stellt, bewegt sich – leider – nah an der Wirklichkeit. Ein paar Folge-Entwicklungen tun es zwar weniger, aber das im Vergleich nun recht lebensnahe Skript kompensiert das durch überdenkenswerte Dialogzeilen. Stark beispielsweise Conrads Reaktion auf Tamaras Wunsch, die unbeschwerte Vergangenheit zu reanimieren: „Wir müssen nicht zurück – nach vorne ist auch gut!“

Offeriert wird so ansprechende, teils gar rührende Nonperfektion, passend zu jener weiß Gott schrecklich netten Familie, welche Parallelenzüge anregt. Und vielleicht mancher Mutter den verdienten Ehrenplatz freiräumt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...