Originaltitel: THE THEORY OF EVERYTHING

GB 2014, 123 min
FSK 0
Verleih: Universal

Genre: Biographie, Drama, Liebe

Darsteller: Eddie Redmayne, Felicity Jones, Tom Prior, David Thewlis

Regie: James Marsh

Kinostart: 25.12.14

1 Bewertung

Die Entdeckung der Unendlichkeit

Die Physik des Gefühlskinos

Jede mathematische Formel in einem Buch halbiere die Verkaufszahl dieses Buches. Sagt Stephen Hawking. Also der Mann, der sich zeitlebens mit Themen beschäftigte, die Namen tragen wie Energie-Zeit-Unschärferelation, Quantenfeldtheorie oder Vakuumpolarisation. Begrifflichkeiten, die bezüglich ihres Verkaufswertes ungefähr an mathematische Formeln heranreichen dürften. Daß es Hawking mit seiner Rotation auf den Umlaufbahnen zwischen höherer Mathematik, Quanten- und Astrophysik samt kleiner Prise Philosophie dennoch zum Bestseller-Autor brachte, ist verrückt genug. Daß der Kerl aber darüber hinaus diese komplexen Denk-leistungen (inklusive deren allgemeinverständlicher publizistischer Aufbereitung) als schwerkranker Mann bewerkstelligte, ist genau aus dem Stoff, aus dem sich nicht zuletzt das Kino gern seine Geschichten webt.

James Marsh ist die Sache jetzt angegangen. Also ein Regisseur, der schon für gekonnt stilsichere Thriller (SHADOW DANCER) ebenso wie Dokus faszinierend eigentümlicher Sujets (MAN ON WIRE, WISCONSIN DEATH TRIP) verantwortlich zeichnete. Und der jetzt mit DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT das Kunststück vollbrachte, einen Film zu drehen, in dem mathematische Formeln ebenso vorkommen wie einschlägiges Wissenschaftsvokabular, ohne dabei auch nur für eine Sekunde die Gefahr potentieller Verkaufszahlhalbierung entstehen zu lassen. Ist doch dieser Film Gefühlskino reinsten Wassers. Das heißt auch: Ungetrübt von der Mühsal jedweder intellektueller Anstrengung. Marsh hat ein Hawking-Biopic gedreht, dessen Handlung 1963 in Cambridge beginnt, jenem Jahr also, in dem bei dem hochbegabten Physikstudenten die Nervenkrankheit ALS diagnostiziert wird. Und in dem sich fortan alles darum dreht, wie Hawking dieser Krankheit mit Liebe, Lebenslust und Wißbegier trotzt. Ein durchaus berührendes Exempel menschlicher Selbstbehauptung.

Mehr wird hier im Grunde nicht gezeigt, weniger aber eben auch nicht. Gut gespielt, gediegen fotografiert, emotional fokussiert. Marsh schafft es, über einen der unkonventionellsten Denker unserer Zeit durchweg konventionell zu erzählen. Und ohne unser Denken dabei auch nur einmal zu überanspruchen. Sein Film: eine Heldengeschichte, Stephen Hero. Daß der Mann außerdem ein genialer Denker ist – garnierendes Beiwerk.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.