Originaltitel: DOMINO

USA 2005, 128 min
Verleih: Constantin

Genre: Action, Biographie

Darsteller: Keira Knightley, Mickey Rourke

Regie: Tony Scott

Kinostart: 29.12.05

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Domino

Kleines Mädchen, schwere Wumme, grober Unfug

Domino Harvey liebte die Extreme. Eben noch war die Tochter des Hollywoodschauspielers Laurence Harvey auf Laufstegen und Schicki-Miki-Partys unterwegs, im nächsten Moment heuert sie bei einer berüchtigten Truppe von Kopfgeldjägern an. Dieses Leben auf Messers Schneide liegt ihr mehr - eine große Wumme in der Hand und eine Tür im Visier, die es einzutreten gilt. Zudem winkt auch der Ruhm, als ihre Jagd auf flüchtige Kriminelle Zentrum einer Reality-TV-Show wird. Doch als sich ein Job als Falle erweist und Dominos Team mit dem FBI, der Mafia und einem Casinoboß aneinandergerät, geht es ums nackte Überleben ...

Schon zu Domino Harveys Lebzeiten war ein Spektakel geplant, das lose auf ihrer Geschichte basiert. Man kann nur ahnen, wie sie auf DOMINO reagiert hätte, am 27. Juni 2005 starb sie an einer Überdosis Schmerzmittel. Hektisch und sinnfrei zuckt diese Actionhysterie über die Leinwand und gefällt vor allem sich selbst - stilistische Leistungsschau als hohler Selbstzweck, ja als Selbstbefriedigung. Wer hier auf die Leinwand onaniert ist Tony Scott, bekannt für Knallbonbonkino à la DAYS OF THUNDER und STAATSFEIND NR. 1. Seine Sternstunde TRUE ROMANCE ist nicht nur lange her, sondern auch leicht überschätzt. Fraglos beherrscht er sein Handwerk, spürt den Schmutz auf den Straßen von L.A. und vermischt ihn genüßlich mit dem Destillat amerikanischer Pop-Industrie. Doch wählt er dabei stets den offensichtlichen Weg, besetzt beispielsweise Christopher Walken als unberechenbaren TV-Produzenten, läßt Zuckerschnute Keira Knightley so ganz gegen ihren Rollentypus (und auch ziemlich vergeblich) als Bad Girl posieren. Und wenn alles zu spät ist, taucht Tom Waits als Prophet der Wüste auf.

Trotz Geschrei und Explosionen läßt DOMINO kalt, bleibt völlig unverbindlich und hat keinerlei tieferes Interesse an Biographie oder gar Psychologie des realen Vorbildes. Viel lieber wird lustlos eine bemüht verschachtelte Geschichte verfolgt, die sich ob ihrer endlosen Wendungen im Kreis dreht. Worum es geht, wer wem an den Kragen will, man hat es vergessen noch bevor der Abspann läuft.

Die Dreharbeiten zu DOMINO mögen für alle Beteiligten eine große Party gewesen sein. Als Zuschauer sitzt man davor und hat das Gefühl, eine Privatveranstaltung zu stören, eine nervtötend rabiate wohlgemerkt.

[ Roman Klink ]