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Elefantenherz

Ein wilder Stier aus dem Ruhrpott

Boxerfilme sind beinahe so alt wie das Kino selbst und stehen in ihrer Unterschiedlichkeit exemplarisch für die Vielfalt des Lichtspiels: das reicht von der Slapstick-Klamotte eines Charlie Chaplin über mehrere filmische Umsetzungen der Vita Muhammeds, dem Größten bis hin zu De Niros Darstellung des Underdogs Jake La Motta oder gar zur politisch gefärbten Performance Daniel Day Lewis’. Obwohl die Deutschen im Boxsport seit jeher mitzureden haben, spiegelte sich dies im hiesigen Kino eher marginal wieder. Nun hat Züli Aladag eine beinahe klassische Boxergeschichte gefilmt, eine die zwar recht beeindruckt, allerdings auf Grund dramaturgischer Mängel manchmal etwas schlaff in den Seilen schwingt. Aladag hat eben mit knapp eineinhalb Stunden einfach zu wenig Zeit, um angemessen den Aufstieg und das Milieu des einsamen Boxers, hier des 19jährigen Marko, zu erzählen.

Marko hat Talent, ohne Frage, doch irgendwie fehlt noch der richtige Kick, um damit in den Profisport zu wechseln. Da bietet ihm die schillernde Halbweltfigur Hermsbach eine Chance. Die führt Marko allerdings auf kriminelle Bahnen und zu zweifelhaften Erfolgen. Vielleicht ist dieser dornige Weg aber dennoch der richtige für den ehrgeizigen Faustkämpfer ...

Daniel Brühl zu besetzen, war eine erstklassige Entscheidung, hat er doch genau diesen Blick zwischen gutherziger Fürsorge und glutäugiger Explosion drauf. Er schwitzt aus jeder Pore die zerrissene Figur. Daniel Brühl ist Marko, einer, der nach oben will, um einen hohen Preis sicherlich, jedoch nicht um jeden. Ihm zur Seite steht mit Manfred Zapatka ein Musterbeispiel des kalten Gefühlspokerers, einer dem Milieu entsprechend schillernden Figur.

Insgesamt ist ELEFANTENHERZ ein vielleicht nicht rundum zufriedenstellendes Spielfilmdebüt, aber immerhin eines, welches mit seiner Geschichte und ehrlicher Ambition auf unausgetretenen Pfaden läuft.

D 2001, 95 min
Verleih: Ottfilm

Genre: Sport, Drama, Erwachsenwerden

Darsteller: Daniel Brühl, Manfred Zapatka, Jochen Nickel, Thierry van Werveke

Regie: Züli Aladag

Kinostart: 08.05.03

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.