Originaltitel: MAN UP

GB 2015, 88 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal

Genre: Romantik, Komödie

Darsteller: Simon Pegg, Lake Bell, Rory Kinnear, Ophelia Lovibond

Regie: Ben Palmer

Kinostart: 30.07.15

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Es ist kompliziert

Kann man so sehen. Muß man nicht.

Ohne Frage, der Normalmensch erlaubt es sich in seinem Streben nach Nähe und Zuneigung irgendwo zwischen „manchmal“ und „viel zu oft“, Dummheiten zu machen. Was die Mittdreißiger-Singlefrau Nancy anstellt, grenzt trotzdem an ein einzigartiges Fettnäpfchen, wobei körperlicher Zustand (verkatert) sowie drohendes Unheil (Feier des 40. elterlichen Hochzeitstages) manches entschuldigen. Wie auch immer: Unsere Nancy schnappt einer Mitreisenden quasi deren Blind Date weg und heißt daher für die nächsten Stunden Jessica. Und diese Nacht wird aufregend!

Das war’s jetzt eigentlich schon, ausgefeilte Handlungskonstrukte sind auf anderem Papier geschrieben. Stattdessen reiht sich Situation an Situation: Nenn-mich-Jessica und ihr – nicht so lange, wie man es vermuten würde – ahnungsloser Begleiter Jack verlieren die Scheidungspapiere des auch leicht beziehungsgestörten Mannes, sie dissen die Bald-Ex-Frau plus neuen Freund, erörtern öffentlich das Blowjob-Paradox, analysieren fachmännisch, wann eine Zweierbeziehung das Pornoland gegen Alltagswüste tauscht et cetera. Tja. Und wieso soll man sie sich nun anschauen, diese x-te romantische Komödie? Weil es häufig keine ist.

Klar, Mangel an ziemlich guten Gags herrscht nicht, wobei naturgemäß die Originalversion ihre Stiefschwester Synchronfassung mit gekonntem Haken in die Seile schicken dürfte. Trotzdem gefällt genau er, der unterschwellige Ernst, lauernd in der Einsamkeit eines Schulstalkers, einer grandios choreographierten, geradezu geschlechterkämpferischen Tanzszene oder ganz allgemein dem Erfahrungspäckchen, welches wohl jeder von uns ab Alter X zu schleppen hat und einem potentiell interessanten Gegenpart erst mal auf den Tisch knallt – wessen Geistesmöbel das (er-)tragen kann, mag bleiben, sonst heißt es halt adieu, und die Suche nach stabilerer Ware geht von vorne los, schlimmstenfalls inklusive steigenden Hangs zum Selbstmitleid sowie Verzicht auf Eigenreflexion.

Die Konsequenz, mit der Regie und Buch jenes Wissen vermitteln, macht fürwahr einen kleinen, feinen Unterschied aus. Den Rest bildet bekannt überkandideltes, teils fast schon nervig verplapperrtes Wirrwarr mit Standardverwicklungen bis zum logischen Ende, grundsätzlich eben überhaupt nicht kompliziert, aber so unmäßig, wie es die Liebe sein darf. Darin enthalten eine gelungen transportierte Botschaft: Fuck The Past!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...