Originaltitel: EUPHORIA

GB/S/D 2017, 104 min
FSK 12
Verleih: Wild Bunch

Genre: Drama, Schicksal

Darsteller: Eva Green, Alicia Vikander, Charlotte Rampling

Regie: Lisa Langseth

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Euphoria

Sterben in Gediegenheit

Klischees gibt es ja nicht von ungefähr. Wenn also zum Beispiel der unter anderem mit drei versierten Schauspielerinnen besetzte Film einer aufs psychologische Erzählen versierten skandinavischen Regisseurin sich eines hochemotionalen Themas annimmt, nun ja, dann darf man auch schon mal hoffen. Also auf einen jener Filme, vor denen man erst ein wenig Scheu hat, weil sie einem, vielleicht auch mal zu sehr, unter die Haut und an die Nieren gehen; aber aus denen man herauskommt mit einer Ahnung jenes seltenen Gefühls, das einst, in empathischeren Zeiten, mal Katharsis genannt wurde.

Sie haben sich Jahre nicht gesehen, die Schwestern Ines und Emilie. Letztere blieb zu Hause bei der kranken Mutter, Ines zog – floh – in die Welt und die Kunst. Jetzt treffen sie sich auf Emilies Betreiben hin wieder; eine gemeinsame Woche wollen beide in der seltsam entrückten Idylle eines abgelegenen Waldschlosses verbringen. Was sich dort bald herausstellt: Es wird hier das letzte Mal sein, daß Ines ihre Schwester lebend sieht. Unheilbar an Krebs erkrankt, steht Emilies Tod kurz bevor. Das Waldschloß entpuppt sich als Sterbehospiz de luxe, das elysische Idyll ist ein Ort der Todgeweihten. Das Treffen der Schwestern eines des endgültigen Abschieds voneinander.

Emilie und Ines: Das sind Eva Green (momentan auch in Polanskis NACH EINER WAHREN GESCHICHTE zu sehen) und Alicia Vikander (die als neue Lara Croft den Sprung in Hollywoodniederungen schaffte); zwei Schauspielerinnen, die das durchaus bedienen können, dieses fragile, somnambule Agieren eines gegenseitigen Spiegelns vor der dunklen Kulisse letzter Dinge des Lebens. Einer Kulisse, aus der dann zudem noch eine einmal mehr faszinierend sibyllinische Charlotte Rampling tritt. Die Fragen nun, ob deren Figur zu den Patienten oder dem Personal dieses Schlosses gehört oder vielleicht auch schon im Status eines Gespenstes durch dessen Interieurs wandelt, entpuppt sich indes recht bald als das Einzige, was an Lisa Langseths EUPHORIA wirklich zu fesseln vermag.

Ein Film jener Art, der vor der schwindelerregenden Emotionalität seines Sujets in einen Habitus gedämpfter Gediegenheit flieht. Und beim finalen Sterben auch schon mal ins Geschmäcklerische strauchelt. Dafür, wie auch fürs erwartungsgemäß aufzuarbeitende Kindheitstrauma der Schwestern, kann man besten Gewissens Entwarnung geben: nichts, was unter die Haut und an die Nieren geht.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.