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Finn und die Magie der Musik

Aus dem Leben eines Tagträumers

Auf den ersten Blick ist es idyllisch: Finn lebt mit seinem Vater in einem Bauernhaus auf dem Land, mit seinem Freund Erik spielt er Fußball, und seine Lehrerin beschützt ihn, wenn ihn die Jungs in der Schule mal wieder ärgern. Eigentlich alles ganz normal, wäre da nicht dieses große Päckchen, was er mit seinen zehn Jahren zu schultern hat: das Verlassensein. Seine Mutter kennt er nur von Fotos, und als Erik ihn fragt, woran sie gestorben sei, antwortet er: „An mir.“

Schnell wird klar, daß FINN UND DIE MAGIE DER MUSIK mehr ist als reine Unterhaltung. Denn zu Hause ist die Welt dieses rothaarigen, zurückhaltenden Jungen keineswegs in Ordnung. Der Vater ist wortkarg, und auf Finns Fragen über die Vergangenheit antwortet er mit Schweigen und knallenden Türen. Die einzige weibliche Person im Haus ist die täglich vorbeischauende Nachbarin, die freundlich das Essen kocht, aber auch nicht preisgibt, warum der Vater nie etwas von der Mutter erzählt und sich auch sonst kaum in die Gesellschaft integriert.

Eines Tages taucht ein weißhaariger alter Mann im benachbarten verlassenen Hof auf. Er spielt Geige, und plötzlich spürt Finn, daß da etwas ist, was ihn in seinem tiefsten Innersten berührt. „Die Musik trifft Dich ins Herz, und dann verändert sich etwas“, sagt er zu dem Jungen. Bald geht er jeden Tag hinüber, der Alte entlockt ihm die ersten Töne auf dem Instrument, Fußball ist längst uninteressant geworden. Das Problem ist nur, daß er kaum noch Zeit für seinen Freund Erik hat, und auch sein Vater mit dem Geigenspiel so gar nichts anfangen kann. Bis sich die Lage zuspitzt. Denn hinter den verstaubten Türen, der zauberhaften Musik, dem seltsamen Alten und den Vorhängeschlössern im Haus versteckt sich ein Familiengeheimnis, das ihm endlich verraten kann, wer er eigentlich ist.

Mit FINN UND DIE MAGIE DER MUSIK hat der niederländische Regisseur Frans Weisz einen sehr reflektierten Film über Schuld und Versöhnung inszeniert. Für Kinder ist das nicht unbedingt leichte Kost. Früh konfrontiert er den kleinen Finn damit, daß eine falsche Entscheidung Leben verändern kann, und daß das, was passiert ist, nicht immer rückgängig zu machen ist. Um das zu verstehen, läßt er den Jungen in eine Fantasiewelt eintauchen, wodurch nicht immer ganz klar ist, ob die Dinge in echt oder nur in Finns Kopf stattgefunden haben. Wobei man sich auf diese Möglichkeit sehr gut einlassen kann.

Originaltitel: FINN

NL/Belgien 2013, 90 min
FSK 0
Verleih: Arsenal

Genre: Kinderfilm, Drama, Poesie

Darsteller: Mels van der Hoeven, Daan Schuurmans, Jan Decleir

Regie: Frans Weisz

Kinostart: 04.12.14

[ Claudia Euen ]