Originaltitel: HANCOCK

USA 2008, 92 min
Verleih: Sony

Genre: Action, Komödie

Darsteller: Will Smith, Charlize Theron, Jason Bateman, Eddie Marsan

Regie: Peter Berg

Kinostart: 03.07.08

Noch keine Bewertung

Hancock

Über volltrunkene Superhelden und halbgare Filme

"Oh nein, nicht noch ein Superhelden-Franchise!" wird der CGI-satte Zuschauer rufen, wenn nun auch Will Smith hoch über den Wolkenkratzern kreist. Doch abgesehen davon, daß von den afro-amerikanischen Exemplaren der Übermenschen noch nicht allzu viele über die Leinwände sausen, zeichnet Hancock eine weitere Besonderheit aus, die als Idee doch recht amüsant ist: Der Mann mit den Superkräften ist zu Beginn des Films ein stinkender, saufender, fluchender Tunichtgut, der seine Nickerchen auf der Parkbank zu machen pflegt. Vincent Vega aus PULP FICTION würde sagen: "Dafür gibt es ein Wort: Penner."

In der ersten Hälfte von HANCOCK wird diese schöne Idee dann auch so richtig gemolken und die Action- und Gagdichte wirklich hoch gehalten. Hancock darf sturzbetrunken und politisch unkorrekt daherredend L.A. aufmischen, Gangsterkarren auf Funktürme spießen oder aufmüpfigen Rotzbengeln die Abreibung ihres Lebens verpassen. Aber dann muß dieser Held auf der falschen Bahn natürlich Läuterung erfahren. Der PR-Berater Ray tritt in Hancocks Leben und versucht, das Image Hancocks aufzupolieren und ihm zu seiner Bestimmung als Retter in der Not zu verhelfen. Hancock läßt sich widerwillig darauf ein, vor allem weil ihn Rays Frau Mary schwer beeindruckt É

Die Wandlung vom Saulus zum Paulus geschieht nach Meinung dieses Rezensenten viel zu früh, man hat sich noch gar nicht sattgesehen am sturztrunkenen Wüterich, der die Metropole zu seinem Spielplatz macht. Aber der Drang der Macher, auch alle Werte-affinen US-Zuschauer in ihren Film zu kriegen, lassen die zweite Hälfte HANCOCKs zur pathosträchtigen Effekteschlacht entgleisen. Obwohl die ganze Farce - die auch Hancocks Vorgeschichte erklären soll - mit einem originellen Twist beginnt, ist bei allem Getöse dann bald die Luft raus. Schließlich ist es das Anarchische, die Attitüde des Anti-Helden, was den Reiz dieser Figur ausmacht. Geläuterte, verantwortungsbewußte Weltretter gibt’s nun mal schon zur Genüge und das meist sogar im filmischen Dreierpack.

Da tröstet selbst der nette X-MEN-Seitenhieb im Nachspann angesichts der humorfreien letzten halben Stunde wenig. Bleibt zu hoffen, daß Hancock im Falle einer Fortsetzung wieder zum Alki auf der Parkbank geworden ist.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...