Originaltitel: W IMIĘ ...

Polen 2012, 96 min
FSK 12
Verleih: Salzgeber

Genre: Drama, Liebe, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Andrzej Chyra, Mateusz Kościukiewicz, Łukasz Simlat

Regie: Małgorzata Szumowska

Kinostart: 15.05.14

8 Bewertungen

Im Namen des ...

Brillanz im Stillen

Bekanntlich definiert sich der Mensch nicht über Worte, sondern Taten. Trotzdem lohnt es, einander zuzuhören, unter anderem Regisseurin Malgorzata Szumowska, sie bezeichnet die katholische Prägung ihres Landes als „in den meisten Fällen ein Synonym für Verbohrtheit.“ Harter Tobak, den man zustimmend rauchen mag oder auch nicht. So oder so, stellt er die Weichen für Szumowskas hiesiges Werk?

Leicht wäre das, es geht um Pater Adam, welcher sich in der polnischen Provinz schwererziehbaren Jungs widmet. Ewa, Frau seines Arbeitskollegen, lockt vereinsamt den Priester schon mal zum Schäferstündchen, erntet dafür ein: „Ich bin schon vergeben.“ Was stimmt, nur nicht Gott meint. Kürzlich hat Adam nämlich den verprügelten Lukasz versorgt. Und zwar fast zärtlich. Okay, streichen wir das „fast“ ...

Ein schwuler Kirchenmann wäre nun genug Gelegenheit zum lauten Tabubruch, erst recht, da er in Polen lebt, wo man Homosexualität kaum wohlmeinend begegnet. Und doch stellt Szumowska ungeachtet des obigen Zitates klar: „Was ich nicht wollte, war billige Sensation, Getöse und Geschrei.“ Die Stille ist hier weitaus quälender, sie legt sich über einerseits sonnendurchflutete Bilder, aus denen aber andererseits immer Muffigkeit bis zum letzten Winkel des kargen Zimmers von Adam quillt. Masturbiert er in der Wanne, wird das nicht erotisch oder wenigstens körperlich entspannend inszeniert, da wabert Schuld, es wirkt gehetzt, Szumowskas Lieblingskameramann Michal Englert fängt stets Enge ein – der Herzen primär. Sie bricht nur auf, wenn Adam mit Lukasz unbeobachtet durchs Maisfeld tollt, Schwimmunterricht erteilt, eben während gestohlenen Zusammenseins.

Viele Dialoge braucht das nie, weil es Szumowska ungeachtet deutlich kritischer Szenen bis kurz vor Schluß grundsätzlich vermeidet, eine Diskussion bezüglich Zölibats oder katholisch motivierter Engstirnigkeit anzustoßen. Die Ursachen unterdrückter Sehnsüchte weiß sie weiter verbreitet: generations- und glaubensübergreifend, familiär anerzogen und gesellschaftlich vorgelebt. Ruft Adam betrunken seine Schwester an, beichtet die Seelenpein, würgt jene ihn ab.

Zwei Männerkörper, sich windend im sexuellen Befreiungsschlag, können schließlich kein Aufbrechen universell lesbarer Leugnung des wahren Ichs markieren. Zumal sie eine letzte Szene einleiten, deren Interpretationsspielraum Fragen aufwirft.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...