Originaltitel: IT FOLLOWS

Kanada/USA 2014, 100 min
FSK 12
Verleih: Weltkino

Genre: Horror

Darsteller: Maika Monroe, Keir Gilchrist, Daniel Zovatto, Jake Weary, Olivia Luccardi

Stab:
Regie: David Robert Mitchell
Drehbuch: David Robert Mitchell

Kinostart: 06.08.15

Noch keine Bewertung

It Follows

Von Horrorsex und Schwächen in der Mitte

Kein Zweifel, David Robert Mitchell kennt die goldene Regel des gruseligen Spiels: Verunsichere Dein Publikum mit einem knalligen Prolog! In selbigem zu sehen: ein luftig bekleidetes Mädchen, panisch vor etwas flüchtend, sich später telefonisch von den Eltern verabschiedend und dann ... sagen wir vorsichtig, keinen schönen Anblick bietend. Das Ganze unterlegt mit dissonanten Elektroklängen, die sich vom Ohr ins Gebein bohren und allein schon für erhöhten Blutdruck sorgen. Bravo, Mr. Mitchell. Auch dafür, daß die Musikbegleitung den ganzen Film über ein ausgefeiltes Spannungselement bleiben wird – mal trügerisch locker, geradezu spielerisch, mal erholsam luftig, oft düster und grollend.

Der Rest jedoch zersplittert teils, weil Mitchell zu großen Wert darauf legt, alles anders zu machen, üblichen Klischees aus dem Weg zu gehen, wobei die Handlungsprämisse überzeugt. Lernen wir also Jay kennen, die sich erst mit ihrem Date Hugh auf dem Rücksitz des Wagens und anschließend an einen Rollstuhl gefesselt wiederfindet. Hugh erklärt, durch den Spontansex sei „es“ von ihm zu Jay transferiert worden, gebe ab sofort keine Ruhe mehr und würde sie verfolgen (siehe Titel), bis sie „es“ mittels Sex an jemanden weitergebe oder negativ alternativ von „ihm“ gemeuchelt werde. Problem: Jay neigt grundsätzlich nicht zur Promiskuität, Hugh war eher ein Ausrutscher. Doch „ihm“ ist das herzlich egal ...

Was Mitchell nun zum Anlaß nimmt, Jay und ihre Freunde als komplexe Charaktere zu zeichnen. Keine üble Idee, allerdings geht „es“ dabei leider etwas flöten. Zwar wird viel von dessen tödlicher Gefahr geredet, außer ein wenig Haarerupfen mit unsichtbarer Hand oder Manifestation als tropfnasses Geister-Ding passiert diesbezüglich indes nicht wirklich was. Die Katze sprang früh aus dem Sack, jetzt reicht’s allein zur Illustration, Mitchell verweigert dem Zuschauer die altbekannten, ausgelutschten, billigen, aber eben gleichsam bei der Stange haltenden Schockeffekte, will anspruchsvoll erzählen – und bleibt nach genialem Anfang im Mittelteil unter seinen Spannungsmöglichkeiten.

Im letzten Drittel schließlich legt das Böse jene schüchterne Zögerlichkeit jedoch ab und geht entschlossener zur Sache. Weswegen das Schwimmbadfinale schließlich wieder als origineller Sesselkraller beeindruckt und den Weg für ein überraschend freudloses Schlußbild ebnet.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...