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Kleiner starker Panda

Möge er den Jüngsten gefallen

Man trägt’s immer noch im Ohr, dieses schockende Erwachsenen-Orakel: „Du tust Dir weh, wenn Du mit Feuer, Messern, Steckdosen und Superlativen spielst!“ Zugegeben, das Letzte haben nur Lehrerkinder gehört. Es sollte aber als Warnung für einen Filmverleih dienen, der ankündigt, daß sein Held – eben besagter kleiner Panda – das „größte Abenteuer aller Zeiten“ erlebt. Wow, welches Versprechen! Blöd nur, daß es kaum eingelöst wird, selbst wenn die Zutaten theoretisch stimmen.

Als Protagonist begegnet uns, wie erahnt, ein Pandajunge namens Manchu. Niedlich und kulleräugig. Gut für den Kinonachwuchs, geht in Ordnung. Hinzu kommt eine vielschichtig-lehrreiche Handlung, welche davon erzählt, daß im Westen Chinas eine gigantische Flutwelle den Pandas ihren Lebensraum rauben wird. Wichtige Umweltschutzbotschaft verstanden, Spannungspotential vorhanden, denn natürlich liegt es jetzt an Manchu, sein Volk zu retten, aufregende Geschehnisse sind vorprogrammiert. Oder sollten es sein, denn angesichts der (Produzentenzitat) Zielgruppe im Alter von drei bis acht Jahren steht diesbezügliche Zurückhaltung im Vordergrund, die Kleinen sollen ja nicht gleich verschreckt werden. Mehrheitlich bummeln Manchu & Co. auf ihrer Suche nach einem neuen Domizil also gemütlich durch den Dschungel. Selbst die beiden obligatorischen Sidekicks – Jung Fu, ein grobmotorischer, durch Einzelkindstatus verzogener Leopardensprößling mit Abneigung gegen Fleisch, sowie der gewitzte Rote Panda Konfusius – tragen nur selten zur Unterhaltung bei, weil sich Humor entweder verschämt hinter der Moral versteckt oder auf Albernheiten setzt. Auch Jung Fus Mutter als Antagonistin bleibt blaß; wenig verwunderlich, da sie beim Versuch, Pandas zu jagen, bloß permanent ins Wasser plumpst.

Ihre ganz kleinen Knirpse begleitende Eltern oder ältere Kinder sollten sich daher klar darüber sein: Die Sache wirkt wenig ambitioniert und zieht sich ziemlich dahin, zumal letztlich mit gerade mal mittelmäßig gelungener Animation und erneut völlig unnötigem 3D auf technischer Seite ebenfalls kein Blumentopf gewonnen werden kann. Wie der sagenumwobene Kritiker-Bär vor vielen Monden konstatierte: „Vierbeinig, flauschig und süß zu sein reicht allein nicht.“ Zumindest dann, wenn man zwar in Schablonenform alles korrekt konzipiert, aber trotzdem seine Möglichkeiten nie auszuschöpfen vermag.

Originaltitel: LITTLE BIG PANDA

D/Spanien/Belgien 2011, 88 min
FSK 0
Verleih: NFP

Genre: Animation, Kinderfilm, Abenteuer

Stab:
Regie: Greg Manwaring, Michael Schoemann
Stimmen: David Kunze, Santiago Ziesmer, Vivien Gilbert, Fri

Kinostart: 23.02.12

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...