Originaltitel: KNOWING

USA 2009, 122 min
FSK 12
Verleih: Concorde

Genre: Science Fiction, Mystery, Thriller

Darsteller: Nicolas Cage, Chandler Canterbury

Regie: Alex Proyas

Kinostart: 09.04.09

16 Bewertungen

Knowing

This Is The End ...

Alles hat seinen Sinn. An dieser fragwürdigen These zweifelt der Astrophysiker John Koestler schon länger, mindestens seit dem schrecklichen Tag, an dem seine Frau verbrannte. John hatte bis dahin den morbid-romantischen Gedanken, daß er hätte spüren müssen, wenn dem liebsten Menschen an einem anderen Ort etwas zustößt. John aber fühlte nichts. Und doch – oder gerade, weil er in seinem Leben nur noch wenig Sinnvolles findet – nimmt er eine merkwürdige Zahlenliste ungewöhnlich ernst. Sie stammt aus einer Zeitkapsel, die vor über 50 Jahren an der Schule seines Sohnes in der Erde versenkt und nun zu Anschauungszwecken geöffnet wurde. Caleb bringt dieses Papier nach Hause, und irgendwann nachts, als John seinen Schmerz mal wieder im Fusel zu ertränken sucht, schaut er auf das Papier – einmal, zweimal, und er beginnt zu schreiben, zu rechnen, zu recherchieren. Mit einem verblüffenden Ergebnis: Dies sind nicht nur irgendwelche Zahlenfolgen, das sind die Daten von Ereignissen, bei denen viele Menschen ums Leben kamen. Und ganz unten auf dem Ziffernrätsel entschlüsselt er eine Folge, die das morgige Datum ist ...

Noch einmal Kind sein! Auch das könnte Antrieb für diesen Film gewesen sein, denn Alex Proyas geht mit großem Staunen, mit Pfadfinderfiebrigkeit, mit Spielfreude – ganz in der Tradition der 80ies-Träumer wie Spielberg – an die Sache, erzählt dadurch zwar entsprechend konventionell, stellt sich damit aber gottlob nicht über das allumfassende Genre des Sci-Fi-Katastrophen-Familienfilms. Zum anderen würzt er diesen doch über Strecken hochspannenden Film mit Spukelementen, in dem er ominöse blasse Männer um das Haus der Koestlers schleichen läßt, was für jede Menge Erschreckmomente und pure Gänsehaut sorgt. Mit enormer Akribie komponieren Proyas und seine Tricktechniker – in der Anhäufung dabei wohldosiert – beeindruckende Bilder von grauenerregenden Unglücken. In etwa von einem Flugzeugabsturz oder einem U-Bahn-Unfall, bei beidem stockt einem der Atem, so effektiv, so echt wurde das inszeniert. Diese Aufnahmen komplettiert Proyas mit bizarren und düsteren Bildkompositionen von brennenden Wäldern und fliehenden Tieren – da schimmert dann der Schöpfer von THE CROW und DARK CITY ganz zweifellos durch.

Und – wer hätte das gedacht – nicht mal der ewige Mundatmer Nicolas Cage nervt. Vielmehr ist er Idealbesetzung, da er wie ein großer, altersloser Junge agiert, der verstehen, seinen Sohn schützen will, und der letztendlich alles aus einem nachvollziehbaren Impuls heraus tut: Man hatte ihm einst sehr weh getan. Um seinen Jungen ist es ihm ernst, in Vorahnung, daß noch viel Böses geschieht, rät John seiner Schwester, die auf Caleb aufpaßt: „Don’t Let Him Watch The News ...“

Proyas exerziert den unaufhaltbaren Untergang der Erde mit beeindruckender Konsequenz, so lichterloh und in gnadenloser Sekundenschnelle hat man den Big Apple sicher noch nicht niederbrennen sehen. Auch die Utopie – daher die blassen, außerirdischen Typen – daß anderswo ein besserer Ort auf uns wartet, weiß zu gefallen. Die Apokalypse als etwas Bereinigendes. Einzig das finale Bild, das doch in seiner Banalität an die Friede-Freude-Eierkuchen-Titelmotive des „Wachtturms“ erinnert, braucht es dazu wirklich nicht. Trotz der niedlichen persilweißen Häschen ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.