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Kundschafter des Friedens

Gerührt, geschüttelt, genehmigt

Nein, Sie haben nicht geträumt! Der kalte Krieg ist tatsächlich vorbei. Gewonnen haben die mit den Bananen und dem berüchtigten Know-How, denen der pragmatische Ossi seit jeher zu Recht mißtraut. Denn schließlich – auch das gehört zur historischen Wahrheit der deutsch-deutschen Geschichte – wurde der Schlachtruf „Wir sind das/ein Volk“ nicht umsonst bald von einem gemurmelten „Die kochen auch nur mit Wasser“ abgelöst. Daß es sich dabei um eine recht dünne Brühe handelt, hat der ehemalige DDR-Auslandsspion Jochen Falk schon immer geahnt. Und so wundert es ihn kaum, daß der BND ihn – direkt vom Bierchen bei Konnopkes Imbiß weg – für eine Staatsaktion verpflichtet.

Natürlich läßt sich Falk die Leitung der Operation von diesen geschniegelten Spionage-Greenhorns bundesdeutscher Sozialisation nicht abschwatzen. Und natürlich besteht er darauf, die angejahrten Genossen mitzunehmen. Dazu gehört der „Techniker“ Jacky, der sich mit Reparaturaufträgen für Toaster durch die Nachwendeära wurschtelt. Dazu gehört der Logistikspezialist „Locke“, der den Wessis zeigt, was ein Schneeballsystem ist. Und dazu gehört der „Romeo-Agent“ Harry, den man mitsamt seiner angekratzten Libido auf der holprigen Reise ins ferne Katschekistan (Nachschlagen sinnlos!) aufgabelt. Es gilt, Falks alten BND-Widersacher Frank Kern und seinen katschekischen VIP-Schützling zu retten, die hier zwischen den Fronten verschwanden.

Dieses herrlich disparate Squad-Team von Zuckerpuppen aus der Gurkentruppe, ihrerseits ein zum Leitmotiv gereiftes Versatzstück aus dem internationalen Filmunterhaltungsbetrieb, ist der Trumpf, den Robert Thalheim auf den Tisch haut. Und Thalheim, Praunheim-Schüler, Theatermacher, gelernter Spaßverderber westlicher Provenienz, spielt mit einem weithin ostdeutschen Cast samt (DDR-)filmhistorischer Stereotypen, als würde er seit Jahren in den Top-Agenten-Kreisen des Bundeskomödiendienstes verkehren. 007 gegen 08/15, die glorreichen Sieben gegen die ahnungslosen Viereinhalb, Mainstream gegen die die ruppige Parodie auf die Parodie auf die Parodie … Und scheitert nach 30 Minuten – mit (gesamtdeutscher) Würde. Weil die erzählerische Luft ausgeht, weil der Schnitt ins Trödeln kommt, weil die Pointen ausbleiben. Weil die eben doch nur mit Wasser kochen. Aber dafür lieben wir sie, die Wessis. So nachsichtig sind wir Ossis halt.

D 2016, 90 min
FSK 6
Verleih: Majestic

Genre: Komödie, Persiflage

Darsteller: Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Thomas Thieme, Antje Traue, Winfried Glatzeder, Jürgen Prochnow

Regie: Robert Thalheim

Kinostart: 26.01.17

[ Sylvia Görke ]