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Löwenzahn

Bißchen Impossible

Es gibt Phasen, da fühlt man sich verdammt alt. Zum Beispiel dann, wenn man Kinder, Neffen oder sonstige junge Verwandte in eben dieses (O-Ton des Verleihs) „Kinoabenteuer“ begleitet, einen charmanten, niedlichen Kinderfilm wie anno dazumal erwartet, aber schon Minuten später der wummernden Wahrheit ins Auge blickt: null Charme. Fast nix niedlich. Die Nintendo-Generation bekommt Krach serviert.

Gleich zu Anfang erweist sich Roman bei einer Schatzsuche mit Freund Fritz, beide kleine Jungs, spontan als Verräter. Der arme Fritz stirbt fast, zum Glück eilt sein Hund zur Rettung. Puh! Wir verlieren keine Zeit und switchen zur Gegenwart: Die halbwüchsige Laila muß ihre Ferien im Kaff Bärstadt verbringen und wird direkt nach Ankunft Zeugin, wie das blonde Gift Cora einen weiteren Hund überfährt. Ziemlich übel. Zusammen mit Fritz, nun erwachsen, kann Laila wenigstens die drei Welpen des toten Tieres aufspüren, doch eine herzensgute Postbotin liefert die Fellbündel ausgerechnet Cora aus, welche ad hoc deren Ertränkung anordnet. Ganz logisch wollen die süßen Waisen gerettet werden, außerdem geht es immer noch um oben erwähnten Schatz, und Roman hat sich charakterlich auch kein Stück gebessert.

Welches Alter die potentielle Zielgruppe haben soll, bleibt nun aber recht nebulös. Mal ganz davon abgesehen, daß Humor so gut wie gar nicht stattfindet (und wenn, dann auf „Dicke Frauen knallen zu Boden“-Niveau – was haben wir gelacht!), stehen Hektik und Action im Vordergrund. Man verfolgt sich also per Gleiter, Boot, Auto oder – zum Verschnaufen – Seilbahn. In den pompösen Score inklusive Hans-Zimmer-Touch hinein preisen Kinder die Vorteile des „A-dre-na-lin!“ (vermutlich, ohne zu wissen, was sie da eigentlich singen). Einen Lawinenabgang – Thüringen ist halt brandgefährliches Terrain – spürt man wörtlich in den Füßen. Und so weiter. Bloß der Kameramann entpuppt sich als Hollywood-Verweigerer und liefert nur harmlose TV-Kost ab.

Man würde also am liebsten ein gediegenes Schläfchen halten und von Zeiten träumen, in denen altmodische Unterhaltung mit Herzblut und Phantasie noch Trumpf war. Doch einerseits ist das Ganze ja viel zu laut, und andererseits – gemessen am Kinderverhalten während der Pressevorführung – begleitet man seine juvenilen Schützlinge sowieso ständig zur Toilette. Ob aus Aufregung oder Langeweile, bleibe offen.

D 2011, 92 min
FSK 6
Verleih: NFP

Genre: Kinderfilm, Action

Darsteller: Guido Hammesfahr, Dominique Horwitz, Petra Schmidt-Schaller, Helmut Krauss

Regie: Peter Timm

Kinostart: 12.05.11

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...