Originaltitel: JE SUIS À VOUS TOUT DE SUITE

F 2015, 100 min
FSK 12
Verleih: X Verleih

Genre: Komödie

Darsteller: Vimala Pons, Mehdi Djaadi, Agnès Jaoui

Regie: Baya Kasmi

Kinostart: 14.01.16

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Mademoiselle Hanna und die Kunst, Nein zu sagen

Im Bett mit der Personalchefin

Neues Jahr, neues Glück, auch für den französischen Film in deutschen Kinos! Denn von wenigen Ausnahmen abgesehen war die Tricolore-Nation zuletzt in eher ausgebleichten Konturen zu sehen. Drei Farben: Grau. Es kommen Zweifel auf, daß gerade MADEMOISELLE HANNA dafür sorgt, besser aus den Startblöcken zu kommen. Obwohl: Komödien machen sich immer gut dafür, hier aber ist der Grat zum Fehlstart ein schmaler. Vielleicht beginnt es schon beim Umstand, daß Debüt-Regisseurin Baya Kasmi zusammen mit Michel Leclerc das zweifellos erfolgreiche und wunderbar freche Drehbuch zu DER NAME DER LEUTE geschrieben hat, mit dem fertigen Film unter Leclercs Regie trefflich ankam und jetzt im Grunde nur eine Variation davon anbietet. Motto: Was einst so gut gelang …

Wieder hat sich Kasmi mit Leclerc zusammengetan, doch diesmal mag es nicht so richtig greifen im Getriebe. Wieder steht eine knackig-extrovertierte Frau im Zentrum, die sich beim Schlagen der Alltagsschneise ums Rechts und Links keine großen Gedanken macht. Eine, die das Leben packt, statt es nur anzufassen. Hanna hat sich gerade in ihre 30er aufgemacht, Kind und Mann werden kommen, wenn es Zeit dafür ist. Schließlich fällt es ihr extrem schwer, Nein zu sagen. So muß sie als Personalchefin fast weinen, wenn Mitarbeiter zu entlassen sind. Männliche Exemplare lädt sie kurzerhand in ihr Bett. Geerbt hat Hanna die Macke des notorischen Ja-Sagens vom algerisch-stämmigen Vater, einem besonders Netten. Das muß er wohl auch sein bei dieser Gattin, die waschechte Pariserin ist, Therapeutin und auf einem Auge blind, was ihre Kinder anbelangt. Niemals hat sie gefragt, weshalb der Hausarzt seine Dienste angeboten hat, ohne Geld zu nehmen. Die Wahrheit lautet: Weil er die Dienste der minderjährigen Hanna angenommen hat. Und der kleine Bruder Hakim hat die Praxis in der Praxis eines Tages beobachtet.

MADEMOISELLE HANNA versucht sich als Komödie am Spagat, überzieht jedoch ein ums andere Mal den Humor bis hin zur Albernheit, um im Dramatischen zu wenig Präzision spüren zu lassen. Denn es geht schließlich auch noch um Kulturenknall und Spenderniere, Huren und Transen, Körper und Hüllen und Zwänge.

Preisfrage: Wem gelingt es, über all’ die Schwachstellen hinwegzusehen, weil 2016 mit einem neuen, prägnanten Schauspiel-Gesicht vom Nachbarn beginnt? Vimala Pons macht es möglich.

[ Andreas Körner ]