CH/D 2017, 90 min
FSK 0
Verleih: Polyband

Genre: Kinderfilm, Abenteuer, Komödie

Darsteller: Stefan Kurt, Luna Paiano, Maxwell Mare

Regie: Manuel Flurin Hendry

Kinostart: 12.04.18

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Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes

Zurück in die Biederkeit

Bei Kinderfilmen dominieren seit Jahren Stoffe, die bereits als Buch erfolgreich sind. Man geht auf Nummer sicher, um Kinder und Eltern in die Kinos zu locken. Im vorliegenden Fall ist es zwar kein Buch, aber eine Comicreihe, die nun auf die Leinwand gehievt wird. Die Geschichten um den linkischen Papa Moll und seine Familie gehören seit den 50er Jahren in der Schweiz zum Allgemeingut. In (Ost-)Deutschland allerdings dürfte die Vorlage in etwa so bekannt sein wie die Abrafaxe im Alpenland. Wobei, wenn man sich den gezeichneten Papa Moll anschaut, erinnert er doch sehr stark an die Vater-und-Sohn-Bildergeschichten von E.O. Plauen aus den 30er Jahren. Aber das nur nebenbei.

Zum Film: Papa Moll, seine Frau und die drei Kinder leben im beschaulichen Murmlikon. Oben auf dem Berg befindet sich die Schokoladenfabrik, in der Moll die Herstellung der weltberühmten Schoko-Murmeli überwacht. Sein Chef Stuss ist ein fieser Kerl, aber Moll ist zu gutmütig, um Nein zu sagen, als ihm dieser übers Wochenende seine zwei fiesen Gören Jackie und Johnny andreht. Die stehen mit den Moll-Kindern Evi, Fritz und Willy auf Kriegsfuß. Mama Moll ist ausgerechnet an besagtem Wochenende mit der Frauengruppe verreist. Chaos ist also vorprogrammiert, zumal die Maschine in der Fabrik sich an einer Haselnuß verschluckt hat, und auch noch ein Zirkus in der Stadt samt dem titelgebenden fliegenden Hund von sich reden macht. Und der vertrottelte Wachtmeister Grimm schnallt mal wieder gar nichts.

Die Geschichte um dieses Knallchargen-Ensemble ist in einer hyperkitschigen 50er-JahreKulisse angesiedelt und atmet sowohl die Biederkeit als auch die Stereotypen dieser Zeit. Mama Moll, die anscheinend keinen eigenen Namen hat, ist ein hysterisches Weibchen im Petticoat. Vor ihrer Abreise kocht sie das Essen für die ganze Familie vor, weil ihr Mann offenbar nicht mal ein Brot schmieren kann. Der Dompteur Rasputin, der das arme, fliegende Hundchen quält, ist natürlich ein fieser Russe. Und am Ende kommt der strenge, aber gerechte Patriarch mit dem Schnauzbart und regelt alles. 

In diesen Klischees drückt sich die weitverbreitete Sehnsucht unserer Zeit nach den vermeintlich geordneten Verhältnissen von früher aus: Frauen gehören in die Küche, die Russen sind die Bösen, und das Recht vertreten die alten weißen Männer. Da bleibt einem glatt das Lachen im Halse stecken.

[ Dörthe Gromes ]