Originaltitel: PARADISE HILLS

Spanien 2019, 94 min
FSK 16
Verleih: Kinostar

Genre: Fantasy, Thriller, Mystery

Darsteller: Emma Roberts, Milla Jovovich, Jeremy Irvine

Regie: Alice Waddington

Kinostart: 29.08.19

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Paradise Hills

Der goldene Käfig als Todesfalle

Meine Güte, sieht das alles klasse aus! Pardon, Sie verzeihen doch den ungebändigten Freudenschrei, daher erneut: Himmelherrgott und verdammt, wie schick! Und wieviel soll’s gekostet haben – 10 Millionen Dollar, also einen besseren Griff in die Portokasse? Und ein Regieerstling ist’s außerdem?! Unglaublich! Aber wahr. Weshalb Debütantin Alice Waddington dringend im Auge behalten werden sollte, sofern jenes nicht spontan rausfällt angesichts der visuellen Pracht, ja sogar Einzigartigkeit, mittels derer sie ihre Story vom titelgebenden Paradise erzählt, eine Insel, welche als luxuriöser Umerziehungsort für Mädchen aus reichem Hause dient. Zu schwergewichtig, zu eigensinnig, zu anderweitig mängelbehaftet – Familien schicken die anpassungsbedürftigen Töchter her, schon wenig später gehen die jungen Damen perfektioniert auf Rückreise. Dafür sorgen eine „Herzogin“ genannte Einrichtungsleiterin und sehr nachdrücklich nettes Personal, selbiges überwacht speziell die vorschriftsmäßig ausgetrunkene Abendmilch, aus Gründen erholsamen Schlafes.

Was selbst den naiveren Zuschauer kombinieren läßt: Es raschelt Hinterlistiges im überall angepflanzten Rosenbusch. Subtilität gehört tatsächlich nie zu Waddingtons erzählerischen Stärken, hier scheinen die Stepford-Frauen ums Eck zu lächeln, dort erwachen selige Erinnerungen an „Alice im Wunderland“, inklusive Milla Jovovichs Herzogin als Sozusagen-Herzkönigin, wobei Jovovich statt „Kopf ab!“-Rufen böse Blicke präferiert, die wegen mimischer Beschränkung indes eher rückstandslos verpuffen. Gefühle großer Gefahr lodern so auch beim Finale mit WIR-Anklängen und märchenhaft-pathetischem Sterben zu schönem Orgelbombast kaum auf, die Bedrohung bleibt trotz wortreicher Erklärung diffus, eine hochglänzend gebohnerte Sache.

Dennoch: Ob affektiert Gehauchtes à la „There’s Always A Way To Get What You Want. Always!“, neckische Spiegelspiele veranstaltende Kameraverblüffungen oder Gehirnwäsche, zu abartigster Fahrstuhlmusik festgeschnallt auf einem Karussellpferd ertragen, geben genug artifiziellen Effet, daß jede nur haarscharf genommene Kurve, haarsträubende Wendung, versabbelte Enthüllung ihr individuelles Schippchen auf den aalglatten Unterhaltungswert packt. Bis der eigentlich rechtschaffene Blödsinn schließlich in den amüsant-boshaften letzten Zügen einer mörderischen Win-Win-Situation liegt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...