Originaltitel: PRISCILLA

USA 2023, 113 min
FSK 12
Verleih: MUBI/DCM

Genre: Biographie, Drama

Darsteller: Cailee Spaeny, Jacob Elordi, Dagmara Dominczyk, Ari Cohen

Regie: Sofia Coppola

Kinostart: 04.01.24

1 Bewertung

Priscilla

Lost in Relation

„Auch im Bentley wird geweint“, besingt eine Radiohymne die verkannten Gefühle der Reichen und Berühmten. Die Boulevardmedien lehren, daß Tränen in solch einem Wagen „Larger Than Life“ auf die Polster kullern – und Flecken hinterlassen, die man ganz schlecht wieder rauskriegt. Für Miss Beaulieu, seit 1973 geschiedene Presley und fortan tüchtige Vermarkterin ihrer Zeit „an seiner Seite“, gilt das allemal.

Priscillas erstes Auto war ein Chevrolet Corvair. Das Schmuckstück erhielt sie 1963 zum Schulabschluß vom King Of Rock 'n' Roll, lange bevor der die Verkehrsanfängerin zur Queen kürte. Das Frollein im geschenkten Glück, posierend mit geschürzten Beinen, ging als Foto in die Gossip-Annalen ein. Ab sofort gehört es auch zur Kinogeschichte: als bewegtes Sinnbild eines Miß-Verhältnisses. Regisseurin Sofia Coppola erzählt, inspiriert von den 1985 veröffentlichten Memoiren der Lady Presley und mit deren Beistand als ausführende Produzentin, von Priscillas Backfischjahren. Sie beginnen 1959 mit dem „First Contact“ zwischen der US-Offizierstochter von 14 mit dem außerirdischen Weltstar von 24 Jahren in Bad Nauheim. Sie springen über erotische Brems- und Überholmanöver, Eifer- und andere Süchte bis zu jenem Tag in Graceland, an dem Priscilla die Geduld mit dem schlicht gestrickten Narziß im Männerstrampler verliert. Sie fährt weg.

Als Biopic von der Stange will Coppola ihr Vorhaben keinesfalls verkaufen. Wie auch, wenn Valentino die Kostüme und Chanel den Duft macht?! Coppola ist eine Filmemacherin mit Geschmack – und Sinn für Trends. Allein, hier scheint sie der Ehrgeiz verlassen zu haben. Spätestens seit LOST IN TRANSLATION gab sie ihren (Mädchen-)Figuren – trotz aller Verlorenheit und Verführbarkeit – so etwas wie eine unfertige, aber doch zu erahnende Persönlichkeit mit auf den Weg. Eine Ahnung von der Persönlichkeit Priscillas bleibt uns Coppola schuldig – und das, obwohl sie der jungen Dame so ausdrücklich die Hauptrolle in diesem Promi-Schauspiel hatte zubilligen wollen. Tatsächlich, der Blick ist ganz der ihre. Aber viel sieht sie damit nicht – außer die eigenen Zehen und, natürlich, immer wieder ihn. Und mag er in ihren (und Coppolas) Augen auch nicht jeden Charakter- und Aura-Test bestehen: Im Titel von Priscilla Presleys Erinnerungsbuch steht das „… And Me“ nicht umsonst erst an zweiter Stelle.

[ Sylvia Görke ]