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Private

Was gehört mir?

Mohammed will kein Flüchtling sein, denn das hieße, nicht zu leben. Seine Frau würde jedoch keine Sekunde zögern, den Kindern zuliebe. Zu sechst leben sie im Niemandsland zwischen einem palästinensischen Dorf und einem israelischen Militärstützpunkt. Eines Nachts erobern israelische Soldaten das Haus, erklären das obere Stockwerk zum Sperrgebiet, zum Militärlager. Mohammed weigert sich, das Haus zu verlassen, nimmt die Bedrohung in Kauf und leistet auf diese Art passiven Widerstand. Doch die anderen Familienmitglieder reagieren auf verschiedene Art. Die rebellische Tochter Mariam schleicht sich heimlich die Treppe hinauf und beobachtet die Soldaten. Der eigenbrötlerische Sohn Jamal findet eine Handgranate, baut daraus eine heimtückische Falle im Garten. Mohammeds Frau Samiah wehrt sich gegen seine stoische Hartnäckigkeit und plädiert für den Abzug. Plötzlich wendet sich das Blatt, die israelischen Soldaten werden versetzt, doch die palästinensische Armee steht schon vor der Tür ...

Wo fanatische Überzeugungen aufeinandertreffen, gilt das Individuum nichts, und politische Interessen begraben alles Private unter sich. Hierzulande werden wir medial aus sicherer Entfernung über den Nahost-Konflikt informiert und sensibilisiert, doch betrifft er uns? Die Willkür staatlicher Systeme, die Macht der Gesetze, individuelle Rechte für nichtig erklären, kommt uns hingegen bekannt vor.

Die Invasion im eigenen Wohnraum umreißt Regisseur Costanzo überzeugend. Er hat ein Auge für die allgegenwärtige Angst, den unsicheren Blick zum Fenster. Auch wählt er den interessanten Weg, die Familienmitglieder verschiedene Haltungen im endlosen Kampf zwischen Israel und Palästina verkörpern zu lassen. Mutter Samiah resigniert, um ihre Familie zu schützen, Tochter Mariam steht für eine kompromißlose, kampfbereite junge Generation, und Jamal hat wenig Durchblick und will den vermeintlichen Feind verletzen. Er ist sich dessen unbewußt, daß er damit die Lager nur stärker gegeneinander aufbringt.

Leider versäumt es Costanzo, die Gegenposition mit gleicher Sorgfalt zu ergründen, entscheidet sich somit bewußt für eine Seite. So ergeht es uns wie Mariam, die in einer Szene die Israelis durch den Schlitz einer Schranktür beobachtet und nur einen winzigen Ausschnitt der Realität sieht.

Originaltitel: PRIVATE

I 2003, 90 min
Verleih: Ventura

Genre: Drama, Polit

Darsteller: Mohammed Bakri, Lior Miller

Regie: Saverio Costanzo

Kinostart: 22.06.06

[ Roman Klink ]